Porträt - Toni Iwobi von der rechten ­Partei Lega ist der erste schwarze Senator Italiens

Postrassistische Liga

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Dass er überhaupt gewählt wurde, mag in manchen Augen seine Behauptung bestätigen. Die Lega sei nicht rassistisch, meint Toni Iwobi, der bei den jüngsten Parlamentswahlen in Italien für die rechte Partei in den Senat gewählt wurde. Damit wird der 62jährige, der 1976 als nigerianischer Student nach Italien ­gekommen ist, der erste schwarze Senator Italiens. Schön wäre es, sollten rassistische Positionen in der Lega tatsächlich keinen Platz mehr haben, doch um das zu glauben, müsste man taub sein für die Aus­sagen einiger Parteikollegen Iwobis. So verglich der Senator Roberto Calderoli 2013 die erste schwarze Ministerin Italiens, Cécile Kyenge (Partito Democratico), mit einem Orang-Utan. Im Januar warnte der lombardische Gouverneur Attilio Fontana vor der Aufnahme Asylsuchender mit den Worten: »Wir müssen uns entscheiden, ob unsere Ethnizität, unsere weiße Rasse, unsere Gesellschaft weiter existieren oder ausgelöscht werden soll.« Von der »weißen Rasse« fabuliert der IT-Unternehmer Iwobi, der der Lega – damals noch Lega Nord – bereits 1993 beigetreten ist, nicht, doch Sozialchauvinismus und der Kampf gegen »illegale Einwanderung« haben auch bei ihm Priorität.

2015 wurde er von Matteo Salvini zum Immigrationsbeauftragten der Partei ernannt. Mit T-Shirts mit der Aufschrift »Stoppt die Invasion« zeigte sich Iwobi im diesjährigen Wahlkampf. »Einwanderung sollte weder Tausende Leben auf See kosten noch das Gastland einen Cent«, so der Katholik und Vorzeigemigrant. Die Lega sei nicht gegen Einwanderung an sich, sondern gegen illegale Einwanderung, die Iwobi zufolge zu sozialer Ungerechtigkeit, Sicherheitsproblemen, Chaos und Rassismus führe. Damit gibt er den Opfern von Rassismus Schuld an ebenjenem. Dass Menschen genau aus den von ihm genannten Gründen fliehen, lässt er auch nicht gelten. Allein Krieg ist für ihn ein legitimer Flucht- und Asylgrund, er sei schließlich selbst legal mit einem Studentenvisum nach Italien gekommen. Legale Einwanderungswege auszuweiten fordert die Lega allerdings nicht, sie will vielmehr die Abschiebung »illegaler Migranten« erleichtern.

Dass es auch »gute« schwarze Migranten gibt, hat die Lega dank Iwobi nun offenbar erkannt. Würde der rassistische Mob vor seinen Angriffen auf nichtweiße Menschen in Italien in Zukunft noch nach deren Aufenthaltsstatus fragen, wäre endlich alles gut.