Die Südafrikanerin Vicky Momberg wurde wegen rassistischer Beleidigung verurteilt

Mehr als ein Schimpfwort

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Überfallen zu werden, ist ein schreckliches Erlebnis. Dass man danach verstört ist und Dinge tut, die man sonst vielleicht nicht tun würde, ist verständlich. Vicki Mombergs Verhalten ist damit allein aber nicht zu ­erklären. Die weiße Südafrikanerin wurde im Februar 2016 vor einem Einkaufszentrum in Northriding, das zum Vorort Randburg in Johannesburg gehört, in ihrem Auto Opfer eines Raubüberfalls. Als ein schwarzer ­Polizist danach herbeieilte, beschimpfte sie diesen als »Kaffer«, während sie mit dem Polizeinotruf telefonierte und dessen Mitarbeiter ebenfalls beleidigte. Sie verlangte, dass sich Weiße oder Coloureds – eine ­neutrale Bezeichnung für Nachfahren schwarzer und weißer Menschen in Südafrika – um sie kümmern sollten und schimpfte, schwarze Menschen seien generell »ahnungslos« und »nutzlos«. Mombergs rassistische Ausfälle wurden auf Video aufgenommen. Der Clip ging später viral und sorgte in Südafrika für große Empörung. Insgesamt 48-mal benutzte sie den Begriff »Kaffer«, eine der schlimmsten Beleidigungen von Schwarzen aus der Apartheidszeit.

Im November 2017 befand das Amtsgericht in Randburg Momberg in vier Fällen des in Südafrika mit Crimen injuria bezeichneten Straftatbestands für schuldig. Damit ist die »ungesetzliche, absichtliche und ernsthafte Schädigung der Würde einer anderen Person« gemeint, beispielsweise durch rassistische oder sexistische Herabwürdigung. Am Mittwoch voriger Woche wurde Momberg nun zu zwei Jahren Gefängnis und einem Jahr auf Bewährung verurteilt, da sie auch später keine Reue oder Einsicht zeigte und »Kaffer« als »nur ein Schimpfwort« bezeichnete. Die gesetzliche Höchststrafe beträgt drei Jahre Haft, bislang gab es bei ­Verurteilungen wegen Crimen injuria allerdings nur Geld- oder Bewährungsstrafen. Momberg ging in Berufung, sollte sie damit scheitern, könnte sie die erste Person in Südafrika werden, die allein wegen rassistischer Beleidigung ins Gefängnis muss. Das harte Urteil überraschte viele, wurde in Südafrika jedoch als deutliches Zeichen gegen Rassismus meist positiv aufgenommen. Das Gericht selbst sprach von einer wegweisenden Entscheidung. Ob Momberg tatsächlich ihre Haft antreten muss, ist offen. Der Fall zeigt jedoch, dass auch 24 Jahre nach dem Ende der Apartheid rassistische Einstellungen keineswegs überwunden sind.