Platte Buch - Andreas Niedermann: Blumberg

Sie recherchiert nur ungern

Kolumne Von

Isa Blumberg will eigentlich gar nicht ermitteln. Früher war sie Punkerin und Journalistin, inzwischen verdingt sie sich als Aufpasserin in einer Galerie, nicht wegen der Kunst, sondern des Geldes wegen. Den Job ist sie aber nach wenigen Seiten auch schon wieder los, weil sie eine Taube getötet hat, die sich in der Ausstellung auf die Tastatur des Schaltpults gesetzt hatte. Nach dem Vogelmord ist klar: Der Antiaggressionstherapie, zu der Isa gerichtlich verknackt worden ist, wird sie so schnell nicht entrinnen. In der Therapiegruppe lernt sie den schwertätowierten Jerk kennen, der so gar nicht ihr Fall zu sein scheint, der sie aber um Hilfe bittet. So unter Antiaggressionskommili­tonen, wie er sagt. Sein kleiner Bruder Ronny ist verschwunden und mit ihm viel Geld. Zunächst ist unklar, ob Jerk um den jungen Mann oder das Geld besorgt ist. Isa nimmt den Auftrag jedenfalls an und macht sich auf die Suche. Die Spur führt in ein versifftes Fitness-Studio mit überhöhten Preisen, in dem nicht nur Ronny ­Eisen gestemmt hat, sondern etliche Personen, die Isa in anderen Zusammenhängen über den Weg gelaufen sind. Sollten da irgendwelche Verbindungen bestehen? Isa ­entdeckt ein Geflecht von neuen und alten Seilschaften aus unterschiedlichen politischen Lagern.

Die Handlung spielt in einem Wien, das mindestens ebenso so schmierig ist wie das Fitnessstudio, und noch dazu rollt eine Hitze­welle über die Stadt hinweg. Selbst Abstecher zu Weingütern in der ­Umgebung bringen keine Erfrischung. Ein rasanter, überschäumender Krimi mit ungeheuer viel Wien, Wut und Wein, dazu mit dem für Andreas Niedermann typischen Soundtrack aus Johnny-Cash-Stücken. Isa Blum, über deren Familienverhältnisse nur das allernötigste zu erfahren ist, hat das Zeug zur Serien­heldin. Darf man hoffen, Herr Niedermann?


Andreas Niedermann: Blumberg. Songdog-Verlag, Wien 2018,  314 Seiten, 20 Euro