Donald Trump golft lieber, dabei gibt es im Weißen Haus gleich zwei Bowlingbahnen

Die Bowlingbahn unter dem Weißen Haus

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Dass es sogar im Weißen Haus Bow­lingbahnen gibt, sollte angesichts der Popularität des Sports in den USA nicht verwundern. Bowling leitet sich vom europäischen Kegeln ab, das mit den Emigranten aus der Alten Welt nach Amerika gekommen war. 1837 verbot der Staat Connecticut das Kegeln, da dabei oft um Geld gespielt und auch gewettet wurde. Die Kegler waren aber nicht dumm und machten sich die bürokratische Detailverliebtheit der Obrigkeit zunutze, denn im Gesetz wurde ausdrücklich das Kegeln mit neun Kegeln untersagt. Die findigen Sportler fügten also kur­zerhand einen zehnten Kegel hinzu, nannten die Sache Bowling – und schon war eine der beliebtesten Freizeitvergnügungen des jungen Staates wieder legal. Binnen weniger Jahre breitete sich das leicht abgeänderte Kegeln in ganz Amerika aus, und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bereits Profi-Ligen und Bowlingbahnen in vielen Provinzdörfern. In ­Europa, vor allem in Deutschland, schaute man zunächst mit Misstrauen auf das Bowling, die Anlagen wurden abschätzig »Amerika-Bahnen« genannt. Nur langsam fand die neue Sportart Akzeptanz, 1937 gewann ein deutsches Team eine in Berlin abgehaltene Weltmeisterschaft. Wirklich beliebt wurde Bowling aber erst viele Jahrzehnte später, was nicht zuletzt Filmen wie »The Big Lebowski« oder »Kingpin« zu verdanken ist.

Von der wirklich exklusiven Nixon-­Bowlingbahn unter dem Haupteingang des Weißen Hauses ist noch weniger bekannt als von der Truman-Anlage. Nixon selbst ließ sich dort nicht fotografieren, sondern nutzte für Fototermine die Bahn im Bürogebäude, weil er volkstümlicher wirken wollte. Die letzten veröffentlichten Fotos aus der Nixon-Anlage zeigen George W. Bush, wie er sich dort einen Wurf gönnt. Das Ambiente erlaubt eine Zeitreise in die sechziger Jahre. Die wenigen Menschen, die die Bahn in jüngsten Jahren mit eige­nen Augen gesehen haben, berichten von gammeligen alten Bowlingschuhen, einem strengen Geruch nach Männerumkleidekabine und einer teils defekten Technik. Das Angebot einer Firma, die Nixon-Anlage in eine moderne Bowlingbahn mit Surround-­Soundsystem umzuwandeln, hatte die Obama-Regierung abgelehnt. Gerüchten zufolge soll allerdings Malia Ann Obama ihren 16. Geburtstag auch in dem Raum unter dem North Portico gefeiert haben.

Derzeit gibt es keine Pläne, die beiden Bowling-Anlagen des Weißen Hauses zu renovieren. Donald Trump gilt ohnehin nicht als großer Freund des Bowling, er geht lieber Golf spielen. Immerhin sollen die Truman-­Lanes noch funktionieren, wenn auch mit allerlei Macken, und manchmal bekommen Journalisten oder Diplomatien die Gelegenheit, dort ein paar Pins umzulegen. Nixons Privatbahn hingegen rottet einsam vor sich hin.