Ein Besuch beim gemischtgeschlechtlichen Bataillon »Caracal« der israelischen Armee in der Wüste Negev

Frauen an die Front

Seite 2 – Gleichberechtigt kämpfen
Reportage Von

Viele Gruppen in Israel lehnen den Wehrdienst für die gerade erst volljährigen Frauen jedoch ab, etwa die linksliberale »Koalition von Frauen für den Frieden,« die nicht nur gegen die israelische Politik in »Judäa und Samaria« (Westjordanland) protestiert, sondern auch gegen den patriarchalen Militarismus. Auch der Großteil der ultra­orthodoxen Juden lehnt die IDF ab, obwohl auch sie von dieser Armee ­beschützt werden. Einige radikale Rabbiner haben ihren Schülern den Wehrdienst in der IDF gar verboten.

»Wir sind alle sehr professionell und effektiv geschult, wenn es darauf ­ankommt«, erklärt Oberleutnant Yaniv*. Er ist 20 Jahre alt, kommt aus Haifa und hat kein Problem damit, gemeinsam mit Frauen in einer Kompanie zu dienen. Auch dass eine Frau seine Vorgesetzte ist, nimmt er ganz locker. »Die Ausbildung ist für alle sehr hart. Die Medien oder alle möglichen Rabbiner können gern hierherkommen und sehen, was die Truppe – egal ob Jungen oder Mädchen – gemeinsam im Feld leistet«, sagt der stellvertretende Bataillonskommandeur.

Dem pflichtet auch die 19jährige Stav* bei. Bei den Übungen zeichnete sie sich als beste Maschinengewehrschützin aus und übt diese Funktion nun aus. Dank der guten Kameradschaft und des Zusammengehörigkeitsgefühls sieht sie ebenfalls keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern bei ­Caracal. »Ich komme aus dem Kibbuz Lochamej HaGeta’ot, der im Norden des Landes von ehemaligen jüdischen Ghetto- und Partisanenkämpfern ­gegründet wurde«, erzählt sie. »Jetzt bin auch ich schon fast ein Jahr lang eine Kämpferin. Ich habe meinen Wehrdienst verlängert, weil ich das Gefühl habe, etwas beitragen zu können. Hier fand ich meine Stärke. Auch wenn es nicht einfach ist, man gewöhnt sich daran und es wird langsam zur Routine.«

Obwohl die Wehrpflicht in Israel für Männer wie Frauen gilt, wurden Frauen nach dem Ende des israelischen Un­abhängigkeitskriegs 1949 vorwiegend als Sekretärinnen, Ausbilderinnen oder Telefonistinnen eingesetzt, auch wenn einige beim Militärgeheimdienst dienten. Rechtlich sind die Geschlechter in der Armee jedoch gleichgestellt, so dass Frauen der Dienst mittlerweile in fast allen Teilstreitkräften, Waffengattungen und Einheiten grundsätzlich offensteht. Seit der Novelle der Militärgesetzgebung im Jahr 2000 dienen auch immer mehr Frauen in Kampfeinheiten. Vor allem bei der Infanterie und Artillerie, bei den Panzertruppen und sogar bei der Luftwaffe nimmt ihre Zahl von Jahr zu Jahr zu. »Nachdem der Armeedienst für Männer von 36 auf 30 Monate verkürzt wurde, gab es eine Lücke, und so war die IDF gezwungen, darüber nachzudenken, welche anderen Möglichkeiten den Frauen eröffnet werden können«, erklärt Oberstleutnant Limor Shavtai die damalige Situation. Sie war bis Februar 2016 im israelischen Militär als Beraterin für Frauenangelegenheiten des Stabschefs tätig und ist dort derzeit die stellver­tretende Gleichstellungsberaterin. »Viele der Hindernisse sind ­gesellschaftlich und kulturell bedingt und betreffen nicht die Fähigkeit der Frau«, fügt sie hinzu.

So kamen Frauen in den vergangenen Jahren im Gaza-Streifen und im Westjordanland zum Einsatz, Pilotinnen flogen über feindliche Länder. Sollte im Libanon erneut ein Krieg ausbrechen, würden auch Einheiten mit israelischen Soldatinnen dorthin gehen. Der häufigste Grund dafür, dass die jungen Soldatinnen in Kampfeinheiten dienen wollen, ist, dass sie etwas »Sinnvolles« während ihres Militärdienstes ­machen wollen. Denn im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen, die bei entsprechender Eignung in die Infanterieeinheiten eingezogen werden können, müssen sich Frauen für Kampf­positionen freiwillig melden. Ihr Wehrdienst wird dann von zwei auf fast drei Jahre verlängert.