Porträt - Eine achtjährige Indonesierin verübte mit ihrer Familie einen islamistischen Anschlag

Mörderischer Familienausflug

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Puppen köpfen, Bömbchen werfen, Verstecken mit Anschlägen – wer weiß, was die Achtjährige mit den Kindern der befreundeten Familien gespielt hat. Nun sind diese Spiele vorbei und auch das Fastenbrechen im Ramadan wird sie ohne die anderen Kinder und ohne ihre Familienmitglieder feiern. Denn die sind alle tot und mit ihnen zahlreiche ihrer Opfer.

Ein achtjähriges Mädchen war das einzige Familienmitglied, das überlebte, als seine fünfköpfige Familie am Montagmorgen einen Bombenanschlag auf das ­Polizeihauptquartier im indonesischen Surabaya in Ost-Java verübte und zehn Menschen verletzte. Es war einer von mehreren islamistischen Anschlägen, die Indonesien in den vergangenen Tagen erschütterten. Am Sonntagmorgen hatte eine andere Familie, darunter zwei Töchter im Alter von neun und zwölf Jahren sowie zwei Söhne im Teenageralter, Anschläge auf christliche Kirchen in Surabaya verübt. Nahezu gleichzeitig explodierten kurz vor Messebeginn Sprengsätze an drei Kirchen, wobei 13 Menschen starben, darunter die sechsköpfige Familie, und zahlreiche verletzt wurden. An zwei weiteren Kirchen zündeten die Sprengsätze nicht richtig. In der Stadt Sidoarjo, nahe Surabaya, explodierte am Sonntagabend zudem eine Bombe, die offenbar für einen Anschlag bestimmt war, in der Wohnung einer weiteren mutmaßlichen jihadistischen Familie. Dabei starben die Eltern und eines der drei Kinder, die anderen wurden verletzt. Den Ermittlern zufolge waren die drei Familien miteinander befreundet.

Die Propagandainstitution Amaq der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS) reklamierte die Anschläge auf die Kirchen für sich. Der indonesische Geheimdienst geht davon aus, dass die vom IS inspirierte Gruppe Jemaah Ansharut Daulah (JAD) dahintersteckt. Die Anschläge folgten einer Antiterroroperation in Cianjur in West-Java, bei der Stunden zuvor vier mutmaßliche JAD-Terroristen erschossen sowie Waffen und Sprengsätze sichergestellt worden waren. Die Kirchenattentäter sollen Verbindungen zur JAD gehabt haben und auch zu den Islamisten, die in einem Gefängnis in Depok in West-Java Tage zuvor einen Aufstand angezettelt und fünf Polizisten ermordet hatten.

Dass ganze Familien islamistische Anschläge verüben, ist neu; es war auch das erste Mal, dass eine Frau in Indonesien erfolgreich einen Terroranschlag verübte. Anfängliche Berichte, dass es sich bei einer der Familien um Rückkehrer aus dem »IS-Kalifat« in Syrien handele, wurden später dementiert. Allerdings gibt es viele solcher Rückkehrer in Indonesien, und die Terrorhauptsaison hat mit dem Ramadan gerade erst begonnen.