Bitte nicht füttern - Sind Trüffel wirklich eine bedrohte Art?

Bodenschätze

Kolumne Von

Donald Trump zu bewirten, ist nicht schwer. Während für ­andere Präsidenten ­allerlei Delikatessen aufgefahren werden, ordert Trump beim Gipfel am liebsten ein durchgebratenes Steak mit Ketchup. Coco ist in dieser Hinsicht ein bisschen wie Trump. Sie liebt ihr Trockenfutter und verschlingt ansonsten alles, was sie am Wegesrand findet, und das ist verdammt viel. Wie ein Staubsauger schiebt sie sich durch die Landschaft. Dabei ist sie von Berufs wegen eigentlich ein Trüffelhund. Das weiß sie nur noch nicht. Besser so, denn die Trüffelsuche ist in Deutschland verboten. Grund ist der Naturschutz. Der Preis für die Knollen ist bekanntlich sagenhaft hoch. Die Sorge, dass Horden von Trüffelgräbern die Wälder durchpflügen würden, wenn man die Suche erlaubte, mag nicht ganz unbegründet sein. Seit 1984 stehen Trüffel auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Ob sie wirklich bedroht sind, ist jedoch gar nicht bekannt. Die letzte Rote Liste der Pilzarten in Niedersachsen etwa stammt von 1995. Eigentlich sollen die Listen alle zehn Jahre auf den neuesten Stand gebracht werden. Die Sendung »Naturnah« vom NDR berichtete neulich, warum das nicht geschehen ist. Auf Anfrage teilte die obere Naturschutz­behörde des Landes mit, sie könne die Rote Liste der Pilze »nicht zeitnah ­aktualisieren, weil es derzeit keinen Pilzexperten im Hause gibt«.

Auch sonst gibt es immer weniger Experten, die zum Beispiel die 585 ­allein in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten auseinanderhalten können. Ein Großteil der Zahlen zum »Insektensterben«, von dem derzeit so viel die Rede ist, basiert auf der ehrenamtlichen Fleißarbeit von Nerds. ­Artenkenntnis wird an Universitäten und Schulen kaum noch gelehrt. So kommen und gehen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten, ohne dass wir es überhaupt mitbekommen. Niemand kann sagen, wie viel Prozent der Wildtierarten in ihrem Bestand bedroht sind. Dazu müsste man wissen, wie viele es gibt. Das Bundesamt für Naturschutz geht von 48 000 Tierarten in Deutschland aus, das sind übrigens 4 000 mehr als vor 20 Jahren. Aber das sind bloß Schätzungen. Der Großteil davon, rund 33 300 Arten, sind Insekten, nur knapp über 700 Arten liefern die Wirbel-, davon 91 die Säugetiere. Viele Tierarten wurden noch nie beschrieben, gelten also als unentdeckt. Wie viele das sind, weiß niemand. Es können zwei sein oder 20 000.

Übrigens gibt es noch eine andere Theorie zum spezifisch deutschen Trüffelsuchverbot. Die Basellandschaftliche Zeitung beschäftigte sich jüngst mit der These, dass dieses auf das Reichsnaturschutzgesetz der Nationalsozialisten von 1935 zurückgehe.

Die Nazis hätten damit die Juden, die den Trüffelhandel dominiert haben sollen, aus dem Geschäft gedrängt.
Das wäre jedenfalls ein Grund, der kleinen Coco doch eine Trüffelsuch­ausbildung zu finanzieren. Eine lohnende Investition wäre es allemal.