Seit der Aussetzung der Wehrpflicht muss die Bundeswehr mehr denn je kritisiert werden

Eine rechte Truppe

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Sich ausgerechnet in Zeiten einer marginalen radikalen oder gar antideutschen Linken für einen Dienst in dieser Institution auszusprechen, zeugt von Unkenntnis deutscher Militärgeschichte. Es gibt für antideutsche Linke keinen Grund, hinter das Potsdamer Abkommen zurückzufallen. Darin schrieben die Alliierten die antinationalsozia­listischen Richtlinien für die Nachkriegsordnung fest. Die vier Ds sind die Grundlage für antideutsche Praxis: Denazifizierung, Demilitarisierung, Demokratisierung, Dezentralisierung. Dass die junge Bundesrepublik und ihr Personal sich der Denazifizierung weitgehend verweigert und die Demilitarisierung von Anfang an hinter­trieben haben, ist kein Argument dafür, sich den Umständen zu ergeben.

Was ansteht, ist eine grundsätzliche Kritik der Bundeswehr als Armee des deutschen Kapitals, seines Staats und des ­internationalen ökonomischen und politischen Hegemoniestrebens. Es gab zu Beginn der deutschen Friedensbewegung der Achtziger eine radikale Antikriegsbe­wegung, die sich gegen Deutschland nicht als Vasall der USA, sondern gegen seinen eigenständigen und aggressiven »Imperialismus« wandte. Am 6. Mai 1980 störten Tausende Demonstrierende, vor allem von Autonomen und K-Gruppen moblisiert, militant ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr im Bremer Weserstadion: »Man konnte, ja musste damals zugleich anti­deutsch und antiamerikanisch sein«, erinnerte sich Jörn Schulz von der »Autonomen Linken Meiendorf« in der Jungle World. Als Hauptredner des von der sozialdemokratischen Stadtregierung Bremens organisierten Gelöbnisses trat Bundespräsident Karl Carstens auf. Er war bis zu seiner Wahl 1979 Mitglied der CDU, vor dem 8. Mai 1945 Mitglied der NSDAP und der SA. Eine ihn darstellende Puppe wurde unter lautem Jubel verbrannt. Die Menge versuchte, das Weserstadion zu stürmen. Einige geparkte Bundeswehrfahrzeuge brannten aus, Polizeiwagen und Wasserwerfer wurden von Personen, auch ohne Ausbildung in der Bundeswehr, außer Gefecht gesetzt. Durch diesen radikalen Protest wurde erreicht, dass zehn Jahre lang keine ­öffentlichen Gelöbnisse mehr stattfanden.