ქვეყნის შიგნით - Armut, Arbeitslosigkeit und private Verschuldung prägen das Leben vieler Georgierinnen und Georgier

Was hat sie bloß so ruiniert

Seite 2

Die Industrialisierung Georgiens geht auf Stalin und die Einführung der Planwirtschaft im Jahre 1928 zurück. »Es war kein friedlicher, sondern ein sehr gewalttätiger Prozess«, sagt Khundadze. Durch die Zwangskollek­tivierung der Landwirtschaft setzte das ein, was Stalin als nachholende ursprüngliche Akkumulation bezeich­nete. Die Landbevölkerung wurde gezwungen, in den landwirtschaftlichen Großbetrieben oder in den neu geschaffenen industriellen Zentren zu arbeiten. Aus einer bäuerlich geprägten Gesellschaft wurde ein Industriezentrum des Sowjetimperiums. Ende der Achtziger arbeiteten etwa 600 000 Georgier in der Industrie, heutzutage sind es noch etwa 30 000 Menschen.

Auch in Folge des als Privatisierung bezeichneten Nepotismus nach Ende der Sowjetunion ist die georgische Gesellschaft seit der Unabhängigkeit des Landes ökonomisch von extremer Ungleichheit geprägt. Die Mehrheit der Bevölkerung besitzt kaum natürliche, materielle und finanzielle Ressourcen. Ihre Möglichkeit zur politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Teilhabe ist stark eingeschränkt. Die nationale Statistikbehörde beziffert den Anteil der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze mit 26,6 Prozent im ländlichen Georgien und 18,6 Prozent in städtischen Gebieten. Zugleich beträgt der Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt aber nur rund 9 Prozent. »Das entspricht in etwa den Rückzahlungen der georgischen Dia­spora im Ausland«, sagt Khundadze. Etwa eine Million Georgier – also 30 Prozent der damaligen Bevölkerung – hätten seit der Unabhängigkeit das Land verlassen, die meisten von ihnen arbeiteten in Russland.

Die derzeitige Situation der Bevölkerung ist durch Armut, Arbeitslosigkeit und private Verschuldung geprägt. Die Frage, wie es in Georgien wirtschaftlich weiter geht, sei keine ökonomische, so Khundadze: »Es ist eine Frage von politischen Entscheidungen.«