Hunt, Sex and Crime
Paul Parin (1916–2009) arbeitete als Neurologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller. Er studierte Medizin in Graz, Zagreb und Zürich, wo er 1943 promovierte. Während des Zweiten Weltkrieges war der Sohn jüdischer Eltern in der Flüchtlingsarbeit engagiert und von 1944 bis 1945 im Rahmen der Schweizer Ärzte- und Sanitätshilfe bei der jugoslawischen Befreiungsarmee im Einsatz. 1958 war er Mitbegründer des Psychoanalytischen Seminars Zürich, er gehört neben Goldy Matthèy-Guenet und Fritz Morgenthaler zu den Begründern der Ethnopsychoanalyse. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen die Studien »Die Weißen denken zuviel. Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika (1963)« und »Fürchte deinen Nächsten wie dich selbst. Psychoanalyse und Gesellschaft am Modell der Agni in Westafrika«.
Das Buch »Der Traum von Ségou« habe ich als Epilog auf mein Leben mit Goldy Parin-Matthèy geschrieben. Ein hellsichtiger Rezensent fand, dass darin »ein Versprechen auf noch mehr Erzählungen« enthalten sei. Das war mir nicht bewusst. Doch bald begann ich, den Epilog schreibend fortzusetzen.
Von meiner früheren Jagdleidenschaft habe ich Goldy oft erzählt. Später, als ich wieder jagte, hat Goldy meine Jagd- und Fischerabenteuer mitgemacht. Doch haben wir darauf verzichtet, die vielen Jagdgeschichten zu veröffentlichen, damit nicht alle Erzählungen als »Jägerlatein« gelesen werden. Es gibt zwei Ausnahmen: Die Erzählung »Wenn jetzt kein Has’ kommt … « schildert eine Treibjagd in meiner Kindheit; in den »Aufzeichnungen eines Afrikareisenden« erzähle ich von meiner ersten Jagd auf die Gazelle in der Sahara. Ich lasse die Texte hier wieder drucken. Auch Turgeniew hat in seinen Aufzeichnungen eines Jägers nicht von der Jagd, sondern von Menschen erzählt.
Das Thema Jagd polarisiert: Der Autor muss leidenschaftlich dafür sein, oder dagegen.
»Du solltest einmal über die Jagd schreiben«, meinte Goldy, »das kann keiner so wie du«. Ich muss ihr Recht geben. Es gibt kaum Autoren, die von der Jagdleidenschaft ergriffen waren und die gleichermaßen über die Kritik und Ablehnung der Jagd schreiben. Ich nehme meine Eignung zum Anlass und erzähle Erinnerungen, dazu Geschichten, die man mir erzählt hat, und Literarisches.
Seit meinen ersten Jagdabenteuern weiß ich: Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord und für sexuelle Lust, wann und wo und von wem immer gejagt wird.