Das Medium - Besserwisser im Netz

Blöde Besserwisser

Wenn irgendwann in der Zukunft Alien-Archäologen das ausgraben, was wir Internet nennen, und das, was dort getrieben wurde, analysieren, werden sie es vermutlich nicht sehr bedauerlich finden, dass die Menschheit ausgestorben ist, jedenfalls, wenn sie sich zuerst mit Facebook, Twitter und so weiter beschäftigen. Denn neben Genöle und Gemecker und Häme und Kleinlichkeit und Blödsinnigkeiten aller Art werden sie vor allem äußerst schlechte Manieren vorfinden. Dazu gehört ganz unbedingt, Leute zu entmutigen, die etwas nicht wissen und deswegen auf die im Grunde gar nicht schlechte Idee kommen, Fragen zu stellen. Denn dann schlägt die große Stunde all jener, die sich für Universalgenies halten oder zumindest gern für welche gehalten werden würden, man weiß es nicht, jedenfalls beginnen sie umgehend zu dozieren. Und das nicht etwa über das Thema, zu dem die Frage gestellt wurde, sondern über die allgemeine Doofigkeit des Fragestellers (ja, zweimal die Worte »Frage« und »stellen« in einem Satz zu benutzen, ist äußerst unelegant, aber es ist Montag und die Deadline ist nah, da ist für Synonyme keine Zeit).

Nun gibt es keinen besseren Weg, Menschen die Lust am Lernen abzugewöhnen, als ihnen erstmal lang und breit zu erklären, wie dämlich sie sind, dass sie dieses oder jenes nicht wissen, weil das weiß ja wohl jeder, und haha, bist du blöd, na hoffentlich kannst du dir wenigstens die Schuhe zubinden. Weswegen das herablassende Auslachen von Leuten, die etwas nicht wissen, bitte auf der Stelle seingelassen wird, inklusive des Postens des Sätzchens »Let me google that for you«. Und insgesamt könnte es auch nicht schaden, wenn man sich öfter mal vor dem Betätigen der Enter-Taste den Satz »Nein, das poste ich jetzt nicht, was sollen denn sonst später mal die Aliens denken« durch den Kopf gehen lässt.