Kritische Astrologie - Der Blutmond und seine Macht über unser Leben.

Cheap Moon Rising

Kolumne Von

Immer mehr Blutmonde über Deutschland! Hat das etwas zu bedeuten, weist das auf eine Problematik hin? Wenn nein: warum nicht? Wer profitiert davon, wohin fließt das Geld? Es sind noch keine zwei Sommer vergangen, wir hatten kaum den letzten verarbeitet, und schon mutete uns Mutter Kosmos einen zweiten, noch blutigeren Mond zu. Warum, why und pourquoi?

Wir leben in einer Welt, in der sich alles rasend schnell verändert, in der ganze Nationen blitzschnell entstehen und wieder vergehen, in der Tomaten plötzlich wieder schmecken und schließlich alle menschlichen Lebensverhältnisse, wie von Marx in seinem berühmten Brumaire vorhergesagt, durcheinandergeworfen werden, dass sie nur so herum­purzeln. Nur auf unsere Gestirne, auf die war einigermaßen Verlass! Solange die Sonne, der Mond und die Erde existieren, solange sollte eigentlich alles in Ordnung sein, da konnte auch Marx keinen Faden beißen. Bis jetzt! Mit reichlich Verspätung hat der Kapitalismus die Mondlandung nachvollzogen: Auch der Erdtrabant setzt inzwischen auf billige Marketingtricks, bringt sich mit fragwürdigen Rebrandings, Memes und Makeovers ins Gespräch und setzt auf den viralen Effekt. Guter Mond, du gehst so stille? Ja Pfei­fendeckel! Ganz im Gegenteil! Ein lärmender, marktschreierischer ­Billigplanet ist er inzwischen geworden, ähnlich dem lästigen Großkotz Jupiter, dem Fleischhauer unter den Gasriesen.

Wilde Spekulationen schießen ins Kraut: Hat eventuell die chinesische Mondlandung damit etwas zu tun? Hat das rote China den Mond ins Rot getaucht, als Demonstration von Stärke und technischer Überlegenheit? Ist der US-amerikanische ­shutdown schuld, reicht es nur mehr für Notbeleuchtung auf dem von Stanley Kubrick damals für viel Geld aufgebauten US-Gestirn? Über die Gründe werden die Astronomen noch lange rätseln. Aber dass wir bisher auch ohne den neuen stylischen Mond ganz gut zurechtgekommen sind, das wird man hoffentlich noch sagen dürfen!