Porträt - Der italienische Sexkomödienstar Lino Banfi soll Italiens UN-Kulturbotschafter werden

Ein Lächeln für die Unesco

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»Am Anfang habe ich gedacht, das sei ein Witz.« So kommentierte Italiens neuer Unesco-Vertreter seine Ernennung durch die italienische Regierung. Mit dem Staunen war Lino Banfi nicht allein. Der 82jähri­ge Schauspieler und Komiker, der dem deutschen ­Publikum vor allem für seine Rolle in »Maria, ihm schmeckt’s nicht!« (2009) bekannt sein dürfte, hat eine lange Karriere hinter sich. Er ist einer der wichtigsten Figuren der »Commedia sexy all’italiana« (italienische Sexkomödie), eines Subgenres der »Commedia all’italiana«, bei dem die Betonung nicht gerade auf dem Humor liegt. Das verraten auch die Titel vieler Filme, in denen Banfi mitspielte, wie etwa »Schulmädchen lieben heiß« (1969), »Flotte Teens jetzt ohne Jeans« (1978) oder »Helm auf – Hose runter« (1980).

Nicht gerade das, was mit Hochkultur gemeint ist, aber in Zeiten des »Kampfs gegen die Eliten« wird auch damit Politik gemacht. Dass die Italiener ihren Komikern viel zutrauen, ist bekannt. Beppe Grillo ist zum Beispiel die Existenz der derzeitigen Regierung zu verdanken. Grillo hat allerdings als Komiker in seinen Shows viele politische Themen angesprochen. Banfi fasste dagegen vor allem Brüste an und machte schlechte Witze über nackte Frauen. Er ist Teil jener Unterhaltungskultur, die Silvio Berlusconi in den achtziger Jahren in seinen Fernseh­sendern etabliert hat.

Die Unesco ist die Sonderorganisation der Uno, die sich weltweit für die Förderung von Bildung, Wissenschaft und Kultur einsetzt. Die Aufgabe der nationalen Kommissionen ist es, die Unesco-Programme in den jeweiligen Ländern zu fördern. In Italien, dem Land mit den meisten Unesco-Welterbestätten weltweit, insgesamt 54, ist das eine nicht ganz unwichtige Funktion. In seiner Ansprache betonte Banfi, er sei stolz und wolle in die Kommission, in der bislang nur Akademiker sitzen, »einfach ein Lächeln bringen«. Ob seine Rolle sich darin erschöpfen wird, sexistische Witze zu erzählen, ist bisher nicht bekannt.