Stiefvater of Funk
Ein »verschollenes« Album, das klingt mysteriös. So verschollen oder lange verloren, wie es die Plattenfirma glauben machen will, ist das Album »Zombie Birdhouse« von Iggy Pop allerdings nie gewesen. Es erschien zwar erst kürzlich zum ersten Mal seit der Erstveröffentlichung 1982 wieder auf Vinyl, doch schon zwei Mal, 1991 und 2003, gab es neu gemasterte Versionen auf CD und ein paar der Songs sind schon seit Jahren auf Youtube zu hören. Im Internet geht eben nichts verloren.
Für Iggy Pop muss es ein Spaß gewesen sein, einmal wieder so frei zu drehen wie auf »Zombie Birdhouse«, denn nach dem Ende der Stooges und seinen beiden Soloalben »The Idiot« und »Lust for Life« ging die Karriere des Godfather of Punk doch eher kontrolliert voran. Der Vorgänger, das 1981 erschienene Album »Party«, war tatsächlich nur eine mittelmäßige Party gewesen, ein Konvolut an langweiligen New-Wave-Songs. Der Nachfolger, »Blah-Blah-Blah«, 1986 herausgekommen, operierte einfallslos mit allen musikalischen Standardlösungen der Achtziger.
»Zombie Birdhouse« hingegen klingt auffallend zeitlos und eklektisch, textlich wie auch von den Instrumenten her, das Keyboard auf »Life of Work« ist wohl das Experimentellste, was man je von Iggy Pop zu hören bekommen hat. Das Coverbild wurde während eines Aufenthalts in Haiti 1981 aufgenommen, doch nicht nur für das Artwork scheint diese Reise etwas abgeworfen zu haben. Nach Funk klingen die fast 42 Minuten Spieldauer, die, wenn man das einmal in einem positiven Zusammenhang sagen darf, Weltmusikrhythmen des Albums scheinen stark von dieser Reise beeinflusst zu sein. Und nicht nur davon, denn auch andere Bands der Zeit spielten einen New Wave mit Worldbeat-Einschlag, allen voran die Talking Heads, deren »Remain in Light« von 1980 viel mit »Zombie Birdhouse« gemein hat, nur, dass es immer im Takt bleibt, während Iggy Pop schon einmal ausrastet und die Musik angenehm schrammelig wird.
Iggy Pop: Zombie Birdhouse (Caroline International)