Der Film »Vox Lux«

Gaga Story

Seite 2 – Steril, holprig, lustlos

Die Handlung des Films ist in mehrere Akte aufgeteilt und schildert insgesamt 18 Jahre im Leben von ­Celeste. Ein paar Jahre nach dem Massaker wird es ruhiger um sie. Ein geplantes Comeback scheitert, als das Gerücht aufkommt, dass ihre Musik eine Gruppe von Terroristen  inspiriert habe. Der Film endet mit ­einem furiosen Konzert, das Celeste das ersehnte Comeback beschert.

Ein Hauch von Flashdance im Ballettsaal. Rafferty Cassidy spielt sowohl die junge Celeste als auch Celestes Tochter.

Bild:
Atsushi-Nishijima

Die Nacherzählung des Plots vermag nur unzureichend darzustellen, was der Kern des Films ist oder sein soll. Das liegt auch an der merkwürdigen Regie. Es wirkt, als versuche ­Corbet den Stil von Michael Haneke und Lars von Trier zu kopieren. ­Leider mangelt es ihm aber an den guten Ideen seiner Vorbilder. Den ­Dialogen fehlt jegliche Verve, sie sind meist steril, häufig holprig, lust- und stillos. Die schauspielerische Darbietung bleibt wenig greifbar, Portmans New-Jersey-Akzent wirkt gestelzt und gekünstelt.

Dabei besitzt der Film durchaus sinnliche Qualitäten. Die Bild­kompositionen haben einen spröden, fesselnden Charme, das grobe Korn der Bilder in der ersten Hälfte ist fast haptisch, skulptural und ­sowohl Bild- als auch Tonschnitt sind vir­tuos. Corbet erschafft eine Welt des gelebten Startums zwischen Hotel­interieur und Arena-Show.
Was den Film rettet, ist die Musik. Der Soundtrack mit den von Sia ­geschriebenen Songs, die von Rafferty Cassidy und Natalie Portman interpretiert werden, schafft ein Gefühl der Depersonalisierung, der tiefliegenden Melancholie, des Fluchs und des Verwunschenseins. Die lang­gezogenen Streicher, die pompösen Orchestersätze, die an Krzysztof ­Penderecki und Twin Peaks erinnern, stammen von dem kürzlich ver­storbenenen Scott Walker, ehemals Gründer der Walker Brothers. Der Score des Films ist seine letzte abgeschlossene Arbeit. Nichtsdestotrotz hinterlässt »Vox Lux« mit seinem Anspruch, ein »21st century portrait« zu zeichnen, große Fragezeichen.