Der Adel will fürstlich abkassieren

Ein deutscher Clan

Seite 2 – Leibeigenschaft, Krieg und Raub
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Das scheint irgendjemandem mit Einblick in die Verhandlungen dann doch zu frech vorgekommen zu sein, so dass die entsprechenden Informationen an den Tagesspiegel weitergereicht wurden. Und hier liegt auch der gröbste Skandal dieser Geschichte: Da verhandelt die Bundesregierung jahrelang mit einer adligen Familie, mit dem Ziel der Übertragung ökonomisch und historisch bedeut­samer Besitztümer der öffentlichen Hand, die über Jahrzehnte mit einem hohen Einsatz an Steuergeldern erhalten wurden, ohne dass die Öffentlichkeit davon etwas erfährt. Nach dem Bekanntwerden dieser Verhandlungen mokieren sich Beobachter vorwiegend über die hohen Forderungen der Hohenzollern.

Dabei gilt es festzustellen und festzuhalten, dass die in Frage stehenden Besitztümer von ihren adligen Vorbesitzern über Jahrhunderte nur durch Drohung mit oder Anwendung von Gewalt ­angesammelt werden konnten. Sie verdanken sich Leibeigenschaft, Krieg, ordinärem Raub – eine echte bürgerliche Demokratie müsste eigentlich auch das restliche Vermögen der Hohenzollern (und dass anderer ehemaliger Fürstenfamilien) umgehend einziehen.

Doch anstatt grundlegend und öffentlich die Legitimität von deren Forderungen zu diskutieren, machen deutsche Journalisten, Politiker und Juristen immer noch täglich vor den vor 100 Jahren entmachteten Adligen einen Bückling. Kaum ein Zeitungsartikel, in dem das Familienoberhaupt der Hohenzollern nicht als »Prinz« tituliert wird, bei den Verhandlungen soll er sogar als »kaiserliche Hoheit« angesprochen worden sein.