Das Medium - Attentat in Norwegen

Normalität und Hass

Was bringt den Sohn einer Millionärsfamilie dazu, eine Moschee zu stürmen, um so viele Gläubige wie möglich zu töten?

Und dann fing es hier in Norwegen an zu regnen. Nicht diese leise Art von Regen, bei der die Tropfen schon so gut wie verdampft sind, bevor sie auf den Boden treffen, sondern die solide Sorte, die keine Minute braucht, um alles, was Kleidung und nicht eine ausgewiesene Regenjacke ist, gründlich zu durchnässen. Was aber eigentlich auch ziemlich gemütlich ist, wenn man drinnen ist und genug Tee und Bücher dabei hat. Und wenn man keine Kuh ist, denn aus Witterungsgründen darf das Vieh hier erst irgendwann im Mai auf die Weiden und muss spätestens Ende August wieder im Stall wohnen, außer in diesem Jahr, da muss es nun schon drinnen sein. In normalen Zeiten würde das in den hiesigen Nachrichten lang und breit thematisiert, aber es sind keine normalen Zeiten.

Thema ist vielmehr die Frage, was einen 21jährigen Millionärssohn aus Bærum, der reichsten und angesagtesten Gegend des Landes, dazu bringt, bewaffnet in eine Moschee zu stürmen, um dort so viele Menschen wie möglich zu töten. Obwohl die Antwort darauf schon feststeht: Er ist ein ausgewiesener Rassist, Klassenkameraden sagen, er sei bereits vor Jahren großer Fan des Nazi-Kollaborateurs Vidkun Quisling gewesen, und sie hätten mehrfach versucht, vor ihm zu warnen, aber als Terroristen vorstellen konnte sich ihn außer den Mitschülern wohl niemand, gerade so, als sei Hass nur eine Sache der Armen.

Weniger thematisiert wird, warum der junge Mann kurz vor dem Terroranschlag seine aus China stammende 17jährige Adoptivschwester, mit der er zusammenwohnte, umbrachte. Vielleicht hatte sie entdeckt, was er vorhatte, man weiß es nicht. Immerhin, zum Helden und Vorbild wird er wohl nicht werden, schließlich wurde der junge Mannn in der Moschee von einem betagten Beter überwältigt, bevor er dort jemanden töten konnte.