Wassermangel in Indien

Auf dem Trockenen

Seite 7 – Restlichen Feuchtgebiete in Gefahr

»Dass natürliche Flüsse in ein künstliches Netzwerk verwandelt werden können, heißt nicht, dass man einfach Wasser von A nach B transportieren kann, wie es mit Containern getan wird. Flüsse sind nicht einfach Dinge, in denen Wasser fließt, sie sind ein Teil der Dynamik der Umwelt, die sie umgibt. Die derart groß angelegte Umleitung der Flüsse wird Teilen Indiens das bescheren, was dem Aralsee widerfahren ist«, kritisiert Gopal Krishna von der NGO Toxic Watch das Vorhaben. Die Folge wäre also Austrocknung. Die Befürworter des Fluss­umleitungprojekts behaupten, es würde Indien viel mehr kosten, das Projekt nicht in Angriff zu nehmen.

Krishna und auch dem ­South Asia Network of Dams, Rivers and People (SANDRP) zufolge muss man vielmehr andere Kosten berücksichtigen: So komme nicht nur die mangelnde Speicherung des Regenwassers in den indischen Fluss­einzugsgebieten, was in der Folge zur Austrocknung der Grundwasserre­servoirs in den Städten beiträgt, Indien teuer zu stehen. Auch die Vernachlässigung der Wartung von Entwässerungs­systemen in landwirtschaftlichen Gebieten, die Verschmutzung der indischen Süßwassersysteme und die exportorientierte, wasserintensive und ­indirekt vom Staat subventionierte Zuckerindustrie verschärfen viele Probleme.

Ein weiterer Blick nach Chennai zeigt, dass nicht einmal aus der derzeitigen Krise etwas gelernt wurde. Detaillierte Pläne, die Metropole ohne großen Aufwand durch das Speichern von Regenwasser zu versorgen, liegen seit 20 Jahren in den Schubladen – bis auf ein paar Vorzeigeprojekte ist nicht viel passiert. Dafür hat die Regierung den Bau eines weiteren Hafens im Norden von Chennai genehmigt. Bau und Leitung des Hafens liegen in den Händen einer Privatfirma. Umweltexperten warnen, das Projekt zerstöre Teile der restlichen Feuchtgebiete, begünstige damit Überschwemmungen in der Regenzeit und könne zudem die Existenzgrundlage von bis zu 30.000 Fischern vernichten.