Rechte Hegemonie in Ostdeutschland

Aufmarsch Ost

Seite 3 – »Generation Hoyerswerda«

Die Journalistin Heike Kleffner spricht von der »Generation Hoyerswerda«, die sich ihr Selbstbewusstsein aus diesen Tagen bis heute bewahrt habe. Die AfD versteht es, diese nationalistische ostdeutsche Gefühlswelt anzusprechen. Den Slogan »Vollende die Wende« plakatiert sie in Brandenburg, das Wahlkampfmotto ist »Wende 2.0«. In Sachsen geht die Partei unter dem Motto »Der Osten steht auf« auf Stimmenfang. Die heutigen »Wir sind das Volk«-Rufe stehen in dieser doppelten Tradition, unter der sich Teile des konservativen Bürgertums, getrieben von eben jenem identitärem Stolz und Selbstmitleid, mit der neonazistischen »Generation Hoyerswerda« verbünden.

Doch in manchen Bereichen der sogenannten Ostdeutschlandforschung herrscht Apologetik vor; stellenweise gibt es sogar Versuche, die ostdeutsche Entwicklung mit postkolonialern Theorien zu erklären und eine »Dekolonisierung« zu fordern, wie beispielsweise Katalin Gennburg aus dem Bundesvorstand der Linkspartei 2017 im Magazin Ost Journal.

Eine andere Variante ist, die Erfahrung vieler Ostdeutscher mit der Stigmatisierung und Diskriminierung von Migrantinnen und Migranten gleichzusetzen, wie die Leiterin des »Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung« (DeZIM), Naika Foroutan, oder Petra Köpping mit ihrem Buch »Integriert doch erst mal uns!«. Sie verfallen bei der Ursachenforschung in eine Täter-Opfer-Umkehr und entlasten die Protagonistinnen und Protagonisten der konformistischen Rebellion. Michael Lühmann vom Göttinger Institut für Demokratieforschung spricht diesbezüglich von der »Infantilisierung der Ostdeutschen«.

Schließlich hatten sich diese mehrheitlich schnell von den durchaus vorhandenen alternativen Ideen für die Post-DDR-Zeit ab- und der Marktwirtschaft zugewendet. Zudem beschafften sie in Sachsen der CDU, also der treibenden Kraft der kapitalistischen Übernahme der DDR, über Jahrzehnte hinweg die absolute Mehrheit.