Wirtschaftsrezession in Deutschland

Die Null bleibt schwarz

Seite 2 – Grenzen der Verschuldungsfähigkeit

Doch sind diesem Wirtschaftsmodell Grenzen gesetzt. Je mehr Deutschland exportiert, desto mehr verschulden sich Länder, die diese Produkte abnehmen. Endlos aufrechterhalten lässt sich dieses ungleiche Verhältnis nicht. Zudem veraltet die wichtigste exportierte Technologie: der ­Verbrennungsmotor. Deutsche Hersteller verkauften vor allem großmotorige Limousinen massenhaft nach Übersee und Fernost – Güter, die angesichts der immer drängender werdenden Klimafrage alles andere als up-to-date sind. Deutsche Unternehmen verdienten so gut, dass die Hersteller nur zögerlich nach anderen Antrieben als dem Verbrennungsmotor suchten. In vielen innovativen Bereichen sind sie mittlerweile abgehängt oder müssen um den Anschluss kämpfen. »Das deutsche ­Erfolgsmodell war weder ökonomisch noch ökologisch durchhaltbar«, kommentierte das Handelsblatt vergangene Woche. »Es missachtete die Grenzen der Verschuldungsfähigkeit der übrigen Welt.«

Hinzu kommt, dass die Hinwendung etlicher Staaten zu einer nationalis­tischen und protektionistischen Wirtschaftspolitik kaum ein anderes Land so trifft wie Deutschland. Ein »harter Brexit« würde die Beziehungen zu ­einem der wichtigsten Handelspartner in Europa erheblich erschweren, eine neue postfaschistische Regierung in Italien könnte wegen der immensen Verschuldung des Landes ebenfalls zu protektionistischen Maßnahmen greifen.

Zudem gefährdet der Konflikt zwischen den USA und China das deutsche Exportmodell. Die vom US-Präsidenten Donald Trump immer wieder angedrohten Strafzölle würden die deutsche Autoindustrie empfindlich treffen. Und schon lange vor dem Handelsstreit hat sich abgezeichnet, dass die Industrieproduktion in China nur noch langsam wächst. Die USA und China kauften im vergangenen Jahr zusammen Waren made in Germany im Wert von 206 Milliarden Euro. Sinkt die Nachfrage in beiden Ländern, hat die deutsche Wirtschaft ein existentielles Problem.