Streit um Konföderiertendenkmäler in den USA

Die Denkmäler der Sklavenhalter

Seite 2 – Umstrittene Gedenkpolitik
Reportage Von

In vielen Städten und Landkreisen im Süden der USA gab es in den vergangenen Jahren Debatten über und Proteste gegen Konföderierten-Statuen und -Denkmäler – beziehungsweise gegen deren Entfernung. Die bekanntesten Proteste fanden in Charlottesville, Virginia, statt. Nach vorherigen Demons­trationen marschierten in Charlottes­ville am 11. und 12. August 2017 erneut Rechtsextreme auf, diesmal Tausende, um gegen die Entscheidung des Stadtrats zu protestieren, ein Reiterdenkmal von General Robert E. Lee, einem der entschiedensten Verteidiger der Skla­verei, zu entfernen (Jungle World 33/2017). Die Gewalt der Neonazis gegen Gegendemonstrierende war extrem heftig; einer von ihnen fuhr mit seinem Auto in die Menschenmenge, tötete dabei die Antifaschistin Heather Heyer und verletzte mindestens 19 weitere Menschen. Die Stadt verhüllte die Statue in der Folge mit einer Plastik­plane. Monate später forderte der Stadtrat die Entfernung der Statue. Im Mai dieses Jahres entschied ein Gericht, das Standbild könne nicht entfernt werden.

Doch es gibt nicht nur Proteste von Veteranenverbänden der Konföderierten oder Neonazis gegen die Entfernung von Konföderierten-Statuen, auch viele Republikaner in den US-Südstaaten sind nicht untätig geblieben. In vielen US-Südstaaten erließen republikanische Regierungen Gesetze, die die Entfernung solcher Statuen verbieten. In Virginia wurde ein entsprechendes Gesetz Ende der neunziger Jahre verabschiedet, in Georgia gibt es ein solches seit 2001. Vor wenigen Monaten wurden dort die Strafen für Vandalismus an Statuen verschärft.

»Mittlerweile gibt es eine Debatte darüber auch in Atlanta, vor fünf Jahren war das noch anders«, sagt Richard Rose, der Vorsitzende der

Ortsgruppe der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in Atlanta, der ältesten schwarzen Bürgerrechtsorganisation in den USA. Die Stadt gründete nach den Ereignissen in Charlottesville 2017 eine Kommission, um über den Umgang mit Konföderierten-Denkmälern zu beraten. Im Oktober 2018 wurde die Confederate Avenue in Union Avenue umbenannt, auch zwei weitere Straßen erhielten neue Namen. Nach langer Beratung empfahl die Kommission die Errichtung von Tafeln an den fünf Konföderierten-Denkmälern der Stadt.

Richard Rose, Vorsitzender der Bürgerrechtsorganisation NAACP in Atlanta.

Bild:
Moritz Wichmann

Die ältesten dieser Denkmäler in den USA wurden direkt nach dem Ende des Bürgerkriegs 1865 errichtet, auf Friedhöfen wie dem Oakland Cemetry in Atlanta. Doch die meisten wurden erst gegen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgestellt, an repräsentativen Orten in Stadtzentren, vor Gerichtsgebäuden und Parlamenten. Sie seien Teil der gesellschaftlichen Restauration in der Ära der sogenannten Jim-Crow-Gesetze gewesen, durch die Schwarze im Süden auf unterschiedlichste Weise diskriminiert wurden, so Rose. Historiker bestätigen dies. Es war die Zeit, in der viele Südstaatler dazu übergingen, General Lee nicht mehr nur als Militärstrategen zu bewundern, sondern als eine Art Symbolfigur der Eigenart des Südens.

»Die Menschen sagen oft, die Denkmäler erinnern an die Toten«, so der Denkmalpfleger Diaz, aber sie seien auch dazu da, den heutzutage lebenden Schwarzen Angst zu machen. »Es gibt andere Möglichkeiten, um an das, was passiert ist, zu erinnern, ohne den ­Süden und das, wofür er stand, zu glorifizieren«, sagt er, etwa Ausstellungen in Museen.