Streit um Konföderiertendenkmäler in den USA

Die Denkmäler der Sklavenhalter

Seite 4 – Farbattacken
Reportage Von

Anderswo wurden Gesetze der Republikaner zum Schutz der Konföderierten-Denkmäler kreativ umgangen. In Tennessees zweitgrößter Stadt Memphis beispielsweise verkaufte die Stadtverwaltung zwei Parks mit Konföderierten-Statuen an eine NGO, die daraufhin die Denkmäler abbauen ließ. Im Fall Stone Mountain ging man vor Jahren den umgekehrten Weg. 1958 kaufte der Staat das Gelände und eröffnete am 14. April 1965, genau 100 Jahre nach der Erschießung Lincolns, das Gelände als Park zur »Erinnerung an die Konföderierten«. Damit hatte Georgia nicht nur eine Touristenattraktion, sondern machte sich auch offensiv das zu eigen, was die drei auf dem Felsrelief abgebildeten Männer repräsentieren. 2015 forderte der NAACP-Präsident Rose, das Relief solle »per Sandstrahler abgetragen« oder in Teilen verkauft werden.

Manchmal sind drastische Ereignisse nötig, um die Behörden zum Umdenken zu bewegen. Der Rassist, der am 17. Juni 2015 in Charleston neun schwarze Besucher einer Kirche ermordete, hatte zuvor online Bilder verbreitet, auf denen er mit einer Konföderiertenflagge posierte. Nach dem Attentat entfernte man die über dem Parlament von Georgia hängende Konföderiertenflagge. Rose forderte bereits damals weitergehende Maßnahmen, so den Abbau aller Konföderierten-Denkmäler.

Immer öfter schreiten Linke und Antirassisten daher selbst zur Tat, zumindest symbolisch. In Durham, North Carolina, rissen Demonstrierende die Statue eines konföderierten Soldaten um, das Gleiche passierte mit einer Statue in Chapel Hill. Doch meistens werden die Denkmäler nur mit Farbe beworfen oder mit Parolen wie »Sie waren Rassisten« besprüht, wie etwa Anfang August in Tennessees Hauptstadt Nashville. Einer Zählung des Charlotte Observer zufolge gab es dieses Jahr mehr als ein Dutzend Farbangriffe. »Ich bin ein bisschen zu alt für so etwas, aber ich bin für alles, das den systematischen Rassismus in Amerika zurückweist«, meint Rose dazu.
Andere Städte waren erfolgreicher und haben Konföderierten-Denkmäler entfernt. In New Orleans beispielsweise stand bis Mai 2017 die bis dato größte Statue von Robert E. Lee, sie war 18 Meter hoch. Doch anderswo stehen immer noch viele derartiger Monumente herum. Das SPLC schätzt, in den vergangenen vier Jahren wurden nur etwas über 100 Konföderierten-Statuen entfernt. Die Denkmäler existieren keineswegs nur in den Südtstaaten. »Es gab nur elf Konföderationsstaaten, aber heute gibt es 32 Staaten mit Konföderierten-Denkmälern oder -Ortsnamen, in Arizona und Kalifornien zum Beispiel«, sagt Rose.

Im Januar hat die NAACP zusammen mit dem SPLC und anderen Gruppen die App »Invisible Hate« vorgestellt. Sie bietet wie die Tafeln der Stadt zusätzliche kritische Inhalte zu den Denkmälern. NAACP und SPLC kündigten zudem eine neue Kampagne für die Entfernung von Konföderierten-Denkmälern in ganz Georgia an. Bereits im vergangenen Jahr habe eine Demokratin im Staatsparlament dazu ein Gesetz eingebracht – erfolglos, denn dort stellen die Republikaner die Mehrheit der Abgeordneten. »Die Vorlage hat noch nicht einmal eine Anhörung im zuständigen Ausschuss bekommen«, empört sich Rose. Nun will er eine Million Unterschriften für eine Petition sammeln.