Die AfD und Israel

Persilschein, bitte

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Wenn es um Israel geht, hält sich die Sezession meist bedeckt, anders als beim Thema Antisemitismus. Dessen Bedeutung werde in Deutschland überschätzt, er sei eine Reaktion auf die »Glaubens- und Lebensformen«, auf den »National- wie Sozialcharakter der Juden« gewesen, heißt es in einem Text mit dem Titel »Was heißt ›Anti­semitismus‹?«. Die Zeitschrift begrüßte, dass der baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Gedeon trotz antisemitischer Äußerungen nicht aus der Partei ausgeschlossen wurde. Für die Autoren der Sezession gehört er in eine Reihe mit Martin Hohmann und Martin Walser, denen mit »politischer Korrektheit« und der »Antisemitismuskeule« übel mitgespielt worden sei. Der Chefredakteur Götz Kubitschek schwadronierte 2016 über ein »weltweit hervorragend aufgestelltes Judentum« und gab zu bedenken: »Wir bewegen uns ja fraglos sofort in ­tabubewehrten Zonen, wenn wir über die weltgeschichtliche Bedeutung des Judentums, des Zionismus oder der Holocaustindustrie nachdenken und unsere Gedanken äußern.« Ähnliches ließ er bereits 2009 verlauten, als er anlässlich des Prozesses gegen den ehemaligen KZ-Wärter John Demjanjuk schrieb, dass »man in Deutschland auf Messers Schneide tanzt, wenn man laut über einen nachdenkt, der seinen Wachdienst in Konzentrationslagern abgeleistet hat«. Ganz so verdruckst geht es nicht immer zu: Das von Kubitschek verlegte Traktat »Finis Germania« von Rolf Peter Sieferle ist schlicht ein anti­semitischer Text.

Das heißt nicht, dass man in Schnellroda abgeneigt wäre, jüdisch-israelische Gäste für die PR zu nutzen, wie der Besuch des Autors Tuvia Tenenbom 2017 zeigte. Dieser fand die Menschen dort furchtbar nett und ließ das alle Welt wissen, diese Verharmlosung fand allerdings ohne nähere Kenntnisse von ­Inhalten und Geschichte des Schnellroda-Komplexes statt. Wenn es der Nutzen rechtfertigt, halten es Neurechte eben auch einmal mit den Juden und Israel. Doch Freunde Israels sehen anders aus.