Klimaschützer haben die Internationale Automobilausstellung blockiert

Autofreunde ausgebremst

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Die Automobilbranche reagierte auf ihre eigene Art auf die Blockaden. »Dieser Sonntag ist eine Abstimmung mit den Füßen für das Automobil«, verkündete Bernhard Mattes, der Präsident des Verbands der Automobil­industrie. Die Messe sei voll, bei »Kaiserwetter« hätten Zehntausende Menschen die Ausstellung besucht. Die Leitung der IAA hatte zunächst versucht, auf Kritiker zuzugehen, zum Beispiel mit einer Einladung an »Fridays for ­Future«, die die Organisation jedoch kurzfristig ausschlug. Dann änderten die Veranstalter ihre Herangehensweise, allzu viel Kritik war auf der IAA nicht erwünscht. Das traf sogar den sozialdemokratischen Oberbürgermeister Frankfurts, Peter Feldmann, der in der Vergangenheit milde Kritik an der Autoindustrie geäußert hatte. Dessen traditionelles Grußwort zur Messe­eröffnung sagten die Veranstalter ab – offiziell aus Zeitgründen. Feldmann veröffentlichte seine Rede dann auf Facebook. Sie bestand aus Sätzen wie: »Beweisen wir, dass deutsche Innovationskraft nicht darin besteht, gesetz­liche Vorgaben zu umgehen, sondern die umweltschonendsten und zukunftsfähigsten Produkte zu entwickeln. Ich möchte ehrlich sein: Frankfurt braucht mehr Busse und Bahnen, aber nicht mehr SUVs.« Allzu harsche Worte hätte die Branche also nicht aushalten ­müssen.

Mit den Blockaden konnten die Protestierer für einiges Aufsehen sorgen. Es stellt sich die Frage, ob es für die autokritischen Klimaschützer ähnlich ­weitergeht. Vor gut einem Monat blockierten Kleingruppen einen Zug, der Neuwagen aus dem Wolfsburger VW-Werk ausliefern sollte, und besetzten ­einen Baumarkt in der »VW-Autostadt« auf dem Konzerngelände. Mit solchen Aktionen ist in Deutschland kein Sympathiewettbewerb zu gewinnen, eher handelt es sich um Nadelstiche gegen einen mächtigen Gegner. Dass es die vom Bündnis »Sand im Getriebe« geforderte »radikale Verkehrswende« mitsamt autofreien Innenstädten in naher Zukunft geben wird, darf bezweifelt werden angesichts von 800 000 Beschäftigten in der Autoindustrie und einer engen Verknüpfung zwischen der Politik und der Branche. Die Autogegner bei der IAA haben es aber immerhin geschafft, der Debatte über die Zukunft der Mobilität kurzzeitig eine andere Richtung zu geben. Nach den Frankfurter Protesten wurde weniger darüber diskutiert, welchen Antrieb das Auto der Zukunft haben soll, als ­darüber, ob und wo das Auto überhaupt notwendig ist.