Die Band Chastity Belt ist sehr erwachsen

Ihre Version von Feminismus

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»Je älter wir werden, desto langsamer wird die Musik, die wir mögen – Ausbrüche, das haben wir schon oft genug gemacht«, lacht sie. »Wir sind selbstbewusster, wir müssen uns nicht mehr hinter dem Humor verstecken. Man kann eine lustige Person sein und dennoch ernste Musik machen. Das ist einfach die Musik, die ich selbst am liebsten höre. Ich möchte von Musik bewegt werden. Ich möchte die Emotionen, die Traurigkeit.«

Der veränderte Sound der Gruppe ist auch externen Faktoren geschuldet – der schlechten Angewohnheit des Musikjournalismus etwa, jeder Band nur ein Thema zuzugestehen, und bei einer Band, die aus vier Frauen besteht, liegt dieses Thema scheinbar auf der Hand. »Ich wurde einfach müde, immer nur über die zwei Songs zu sprechen, die offensiv feministisch waren. Es sind so viele andere Sachen auf den ersten beiden Alben«, erklärt Shapiro. »Feminismus ist wichtig für mich, aber es wird nervig, wenn das das Einzige ist, ­worüber Leute mit mir sprechen wollen. Das ist es nicht allein, was uns auszeichnet. Darum haben wir das irgendwann vermieden. Denn das ist meine Version von Feminismus: dass ich das einfach nicht tun muss.«

So gesehen hat sich dann doch nicht viel verändert: Chastity Belt machen Musik zu ihren Bedingungen, ob als College-Scherz oder als Alltagsbeobachtung aus der Postadoleszenz, ob sie nun Gender-Klischees auf­brechen oder eigene Zweifel zugeben. Im Video zum melancholischen ­Opener »Ann’s Jam« begleitet man vier Freundinnen, die Gruppe, zu ­einem Ausflug, ein See am Fuß der Kaskadenkette, Spaghetti und Schlauchboot inklusive. Trotz der wehmütigen Erinnerungen an den Sommer 2008 – überspringt das Stück das graue Heute beinahe und folgt dem jugendlichen Optimismus. »This is a start«, endet das Lied, »And it’ll go on/And we’ll feel the same way.«

Chastity Belt: Chastity Belt (Sub Pop)