Die extreme Rechte in Südnieder­sachsen bleibt gefährlich

Kein ruhiges Hinterland

Seite 3

Tobias H. und Pascal Z., zwei der letzten verbliebenen Anhänger Wilkes, ­betätigen sich mittlerweile gemeinsam mit örtlichen Neonazis in der »Kameradschaft Einbeck«in der gleichnamigen, etwa 40 Kilometer weiter im Norden liegenden Kleinstadt im Landkreis Northeim. Im Mai beschmierten dort Unbekannte das Mahnmal für die Synagoge mit Hakenkreuzen und anti­semitischen Parolen. Ungefähr 400 Menschen gingen daraufhin gegen Neonazis auf die Straße.

Regelmäßig treten Mitglieder der Kameradschaft gemeinsam in der Stadt auf, nicht zuletzt etwa auch am Rande linker Veranstaltungen wie Kundgebungen der »Seebrücke« und von »Fridays for Future«. In der Hägerstraße bewohnen sie mehrere Immobilien und sprechen selbstbewusst vom »Nazikiez« Einbecks. Mitte September veranstaltete die Kameradschaft schließlich einen »Spaziergang« unter dem Motto »Einbeck bleibt sauber«. Die Rednerliste legte nahe, dass die Gruppe über die Landkreise Northeim und Göttingen hinaus regional vernetzt ist. So sprachen bei der Veranstaltung unter anderem Dieter Riefling aus Hildesheim, der bei der Europawahl für »Die Rechte« kandidierte, und Joost Nolte von der Goslarer NPD-Jugend.

Für die Neonazis verlief die Demons­tration enttäuschend. Lediglich 28 Anhänger konnten sie mobilisieren. ­Ihnen standen etwa 1 100 Gegendemonstranten gegenüber. Auch am 3. Oktober waren die Kräfteverhältnisse ähnlich. Kurzfristig hatte die Kameradschaft eine Kundgebung für den Tag angemeldet, an der nur zehn Personen teilnahmen. Im September markierten Antifaschisten die Häuser in der ­Hägerstraße mit Farbe. Lokale Medien berichteten zudem über eine Ausein­andersetzung der Rechtsextremen mit Migranten. Die Polizei habe mehrere Strafverfahren eingeleitet.

Ein Aktivist aus dem Umfeld des Bündnisses »Einbeck ist bunt« wies im Gespräch mit der Jungle World auf ­weitere Betätigungen der Neonazis hin: »Die Kameradschaft geht auch an die berufsbildende Schule und spricht die Schüler an. Ich befürchte, dass sich so die Strukturen verstärken und Leute eingeschüchtert werden.«