Antisemitismus beim belgischen Karneval

Selten so gelacht

Der Karneval im flämischen Aalst zeigte erneut antisemitische Stereo­type, Karnevalisten in Nazi-Uniformen mit der Aufschrift »Unestapo« verwahrten sich gegen Kritik der Unesco an dem bunten Treiben.

Hakennasen, Schläfenlocken, lange Zähne – alles war am Sonntag beim Karneval in Aalst wie bereits im vergangenen Jahr. Auch die beiden Judenfiguren vom vorigen Straßenkarneval, die an Nazi-Propaganda im Stürmer-Format erinnerten und international Kritik ausgelöst hatten, waren wieder da, diesmal allerdings ohne Geldsäcke zu ihren Füßen und Ratten auf den Schultern.

Seit dem Mittelalter gibt es den Aalster Karneval, er gilt als einer der prachtvollsten in Belgien. Im Jahr 2010 hatte die Unesco ihn auf die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Doch im Dezember hatte die Stadtverwaltung, die sich mit »grotesken Vorwürfen« konfrontiert sah, den Aaalster Karneval wieder von der Weltkulturerbe-Liste streichen lassen. Medienberichten zufolge sagte der Aalster Bürgermeister Christoph D’Haese von der stärksten flämischen Partei, der rechtsnationalistischen NVA, er sei mit diesem Schritt einer Entscheidung der Unesco zuvorgekommen. Insbesondere wolle er kein »Zensurbürgermeister« sein. Die Unesco hatte kritisiert: »In den vergangenen Jahren nahmen wiederholt Festwagen mit rassistischen und antisemitischen Darstellungen am Straßenkarneval teil.«

Deshalb defilierten dieses Jahr Karnevalisten in Nazi-Uniformen mit der Aufschrift »Unestapo« auf den Aalster Straßen. Weil sich jüdische Organisationen über die antisemitischen Darstellungen vom vergangenen Jahr beschwert hatten, bauten Karnevalisten nun eine Art Klagemauer auf, vor der Schläfenlocken  tragendeJuden im ­Insektenkostüm dargestellt wurden. Juden als Ungeziefer? Ach was. In der Aalster Mundart ähnele das Wort für Ameise (mier) dem Wort für Mauer (muur), so wurde man belehrt. Merke: Nur hartnäckige Spaßbremsen, Humorverächter und Karnevalsmissversteher können etwas gegen Klage­ameisen mit Schläfenlocken haben.

Bürgermeister Christoph D’Haese verteidigte den Aalster Karneval. Die Karnevalszeit sei eine »besondere«, in Aalst gebe es weder Rassismus noch Antisemitismus.