Kristina Schröder ist neuerdings Hufeisenschmiedin

Der Sound der wehrhaften Demokratie

Die preisgekrönte Reportage. Kristina Schröder und die Hufeisentheorie.
Kolumne Von

»Klonk, klonk«, macht der schwere Eisenhammer, der immer wieder auf das glühende Metall niederfährt. »Klonk, klonk, klonk«, ruft auch Kristina Schröder, ehemalige Bundes­familienministerin und seit neuestem Hobbyschmiedin. »Toller Sound­effekt, oder? Das ist er nämlich, der Sound der wehrhaften Demokratie!« Seit ihrer Demission hat die beliebte CDU-Außenseiterin viel Tagesfreizeit, nutzt sie für verwirrte Welt-Kolumnen – und neuerdings auch für das uralte Kunsthandwerk des Hufeisenschmiedens. Das rotglühende Werkstück zischt, als Schröder es in einen großen Bottich voll eiskalter Limonade taucht – mit bloßen Händen. »Wenn man das Hufeisen an der linken Seite packt, ist es nicht so gefährlich«, erklärt die alerte Metal­lurgin. »Dennoch sind beide sehr gefährlich! Pfui!«

Hufeisen sind in letzter Zeit etwas aus der Mode gekommen, die Wahlen in Thüringen haben das traditionsreiche Pferdeschuhwerk ein wenig in Verruf gebracht. Umso wichtiger für Schröder, das Handwerk nicht gänzlich aussterben zu lassen: »Natürlich kann man rechts und links nicht direkt gleichsetzen. Sie befinden sich an verschiedenen Händen. Aber beide wollen Menschen brechen! Die einen mit purer Gewalt und Vernichtung, die anderen mit Mindestlohn und bezahltem Urlaub. Ich kenne Menschen, die an hohen Löhnen zerbrochen sind! Fragen Sie mal in den Unternehmerverbänden!« In einem Leitartikel äußerte sich Schröder auch irritiert über die Behauptung, das Grundgesetz sei von einem »antifaschistischen Konsens« geprägt. »Das ist ja lächerlich, mit all den alten Nazis in den Behörden damals! Das bringt den Faschismus komplett in Verruf.« Vielmehr plädiert Schröder dafür, den »antitotalitaristischen« Konsens des Grund­gesetzes zu betonen: »Die Totalitarismustheorie wurde ebenfalls von lauter alten Nazis ausbuchstabiert, das passt doch dann super zusammen.«

Allmählich ist das Metall abgekühlt, Schröder fischt es routiniert heraus: »Sehen Sie, die linke Seite ist etwas kürzer. Daher ist das auch keine Gleichsetzung. Hauptsache, Sie hämmern das dann dem Gaul mit zwei extrakrummen Nägeln an den Fuß! Dass der unsere freiheitlichen Werte wieder schätzen lernt.«

Aus der Urteilsbegründung:
Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.