Homestory #12

Die Jungle World ist eine krisenerprobte Zeitung. Was haben wir nicht alles überstanden! Die vielbeschworene Krise der Linken konnte uns nie beeindrucken – wie auch, schließlich ist die Existenz der Zeitung doch der Papier gewordene Gegenbeweis. Ähnliches gilt für die Zeitungskrise, die Weltwirtschaftskrise, die Krise der Vernunft, die Irak-Krise und die Schweinegrippe, die uns in einem zypriotischen Journalistendorf mit angeschlossener Taverne überraschte, als wir 2009 dort unsere Auslandsausgabe produzierten. Die Krise der Repräsentation und die damit verbundenen Fragen der Bildproduktion und -auswahl müssen jede Woche aufs Neue gemeistert werden. Und jetzt die Coronakrise.

Die Überschrift dieses Textes, nämlich Homestory, wäre in dieser Woche fast buchstäbliche Realität geworden. Diese Hausmitteilung wird tatsächlich noch in der Redaktion geschrieben, doch einige Kolleginnen und Kollegen haben sich schon ins berühmt-berüchtigte Homeoffice zurückgezogen, sei es, weil die U-Bahn derzeit nicht der schönste Ort ist, sei es, weil die Kinder nicht mehr in die Schule oder Kita gehen können. Auch eine normale Erkältung oder Grippe macht jetzt nicht einfach so halt, und da ist schnell besondere Vorsicht geboten. So arbeitet das Layout ihrer Lieblingszeitung derzeit im Homeoffice, ein Notfallplan ist erstellt, die letzten Telefonnummern wurden ausgetauscht, auch ein Programm, um online Videokonferenzen abzuhalten, gibt es schon. Doch auf manches muss bereits verzichtet werden, zum Beispiel auf das sogenannte Flattern der Texte, denn, falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist, die Texte in Ihrer Lieblingszeitung stehen normalerweise im Flattersatz, und um den besonders hübsch aussehen zu lassen, muss jeder dieser Texte Zeile für Zeile händisch ausgeglichen werden. Falls also in dieser Ausgabe ein Umbruch nicht ganz korrekt ist, sehen Sie es uns nach. Und, bleiben Sie gesund, lesen Sie viel und vor allem: Stay the fuck home!