Der mexikanische Präsident schützt sich mit Heiligenbildchen gegen Covid-19

Selfies und Umarmungen

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Während weltweit die Angst vor der Covid-19-Pandemie umgeht, bleibt Andrés Manuel López Obrador locker. Erst nach heftiger Kritik gab der seit 2018 amtierende mexikanische Präsident kürzlich erste Maßnahmen gegen die Verbreitung von Sars-CoV-2 bekannt. Lokale Entscheidungsträger hatten früher gehandelt. Im Badeort Cancún wurden bereits Mitte März Bars, Diskotheken und Kinos geschlossen. Die mexikanische Fußballliga stellte ihren Spielbetrieb ein. Der Präsident dagegen streamte Ende März, wie er ein Restaurant besuchte. »Hört nicht auf rauszugehen«, sagt er in dem Video. »Geht weiter mit euren Familien zum Essen.« Bei einer Pressekonferenz behauptete López Obrador, was wirklich schütze, seien »Ehrlichkeit und die Heiligen«. Er zog zwei Heiligenbildchen aus der Tasche – diese seien seine Bodyguards, sagte er.

Bereits am 11.Februar gab es in Mexiko Verdachtsfälle auf Covid-19, zwei Wochen später wurde die erste Infektion bestätigt. Wie das Portal Amerika 21 berichtete, spielte der Epidemiologe Hugo López-Gatell die Gefahr noch am 2.März herunter. Der hohe Beamte des Gesundheitsministeriums sagte, die Regierung könne davon ausgehen, dass das Übertragungsrisiko gering sei. López Obrador zeigte sich demonstrativ sorglos. Er reiste weiter durch das Land und schüttelte Hände. Bei einigen Auftritten mischte er sich unter die Menge. Dabei umarmte er seine Anhänger, machte Selfies mit ihnen und küsste ein kleines Mädchen auf die Wange.

Mittlerweile sind in ganz Mexiko Veranstaltungen mit über 100 Teilnehmenden abgesagt worden. Nicht systemrelevante Angestellte im Öffentlichen Dienst müssen nicht mehr zu Arbeit gehen. Mehr als 60 Prozent der mexikanischen Berufstätigen sind allerdings im informellen Sektor beschäftigt. Sie haben keine Absicherung, sind also auf ihre Arbeit angewiesen und können nicht einfach zu Hause bleiben. Anfang dieses Monats stellte die Regierung einen Wirtschaftsplan vor. Vor allem informell Beschäftige sowie kleine und mittlere Unternehmen sollen unterstützt werden.