Wirecard trickst Finanzaufsicht aus

Total baff

Wirecard und die Finanzdienstleistungsaufsicht.
Die preisgekrönte Reportage Von

»Wir wussten von nichts«, sagt Robert Wildbret. »Wer hätte auch ahnen können, dass eine Firma, für die immerhin ein Freiherr antichambriert, auf Luftbuchungen beruht?« Wildbret ist Sonderermittler der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) im Wirecard-Skandal; eine Stelle, um den ihn derzeit niemand beneidet. »Die uns alle umtreibende Frage lautet: Wie kriegen wir eine Pressemitteilung hin, in der die ­Namen aller beteiligten Politiker aus­gespart bleiben?«

Erst in den vergangenen Wochen war herausgekommen, dass die Manager von Wirecard unter anderem mit Schauspielern und gefälschten, kulissenartigen Filialen arbeiteten, um bei Besuchen der Finanzaufsicht den Anschein eines regulären Betriebs aufrechtzuhalten. »Wer rechnet denn mit derart abgefeimten Methoden? In der Finanzwelt?« seufzt Wildbret auf. »Sie hatten richtige Visitenkarten, aus festem Papier, mit einem leichten Glanzeffekt.« Wildbret holt noch einmal tief Luft: »Mit Glanz­effekt! Welcher Betrüger macht sich so viel Mühe?«

Vorwürfe, die Behörde habe viel zu zögerlich gehandelt und sich sogar aus politischen Gründen bei Wirecard zurückgehalten, weist Wildbret zurück. »Wir haben das gesamte Prüfbesteck der Bafin herangezogen! Da waren unsere Experten für warme Händedrücke – wir haben bei Wirecard-Vorstand Marsalek fast 36 Grad gemessen. Mehrere bei uns im Hause angefertigte Gutachten bestätigen zudem, dass Marsalek ein ehrliches, aufrichtiges Gesicht hatte. Analysten bezeugen, dass auch sein Kragen immer richtig saß und seine Schuhe stets geputzt waren. Gegen seinen enormen Täuschungswillen waren auch unsere Experten machtlos!«

Und was ist mit der Einflussnahme der Politik? »Die war praktisch abwesend! Wir können bestätigen, dass lediglich Karl-Theodor zu Guttenberg, Olaf Scholz, Angela Merkel, Frank-Walter Steinmeier, Robert Habeck und Katja Kipping für Wirecard gebürgt haben. Das war auch schon alles! Dass Angela Merkel drei Wochen lang mit einem roten ›I love Wirecard‹-Käppi durch die Welt tourte, das kam nur, weil sie privat Riesenfan war. Nicht als Politikerin!« Wildbret glaubt, dass die Finanzaufsicht in Deutschland grundsätzlich funktioniere: »Von Wirecard jedenfalls werden uns in Zukunft nicht mehr aufs Kreuz ­legen lassen. Da muss Marsalek schon eine neue Firma gründen!«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.