Kristof Magnussons »Ein Mann der Kunst«

Verschrobene Kunst

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Einen Museumsneubau komplett einrichten zu können, ist sicher der Traum jedes Kurators. Aber womit? Mit den schönsten Stücken aus dem Museumsbesitz, die bisher im Magazin dahinvegetieren? Oder lieber ­einem verehrten Künstler eine Ausstellung bescheren? Der Förderverein eines Frankfurter Museums mit dem bedeutungsschwangeren Namen »Wendevogel« entscheidet sich für Letzteres, der geniale Maler KD Pratz soll geehrt werden. Dieser stammt aus Düsseldorf, ist aber rheinauf gezogen und haust nun in einer ­romantischen Burg hoch über dem Strom. Er gilt als verschroben und menschenscheu, aber der Förderverein ist sich sicher: Bei der Aussicht auf ein eigenes Museum wird doch jeder Künstler schwach. Also macht man sich auf den Weg zum Meister und seiner Burg, um bei Wein und pittoresker Aussicht alles Weitere zu besprechen. Aber natürlich macht Pratz seinem Ruf alle Ehre und erweist sich als komplettes Ekel oder, wie die Mutter des Ich-Erzählers Konstantin es ausdrückt, als »alter weißer Sack«. Und was soll ein Einsiedler, der in seiner Burg zufrieden ist, überhaupt mit ­einem Museum? Nur: Stimmt dieser Eindruck überhaupt, oder macht der Förderverein ganz einfach so gut wie alles falsch? Konstantin ist ­Architekt, in den Förderverein ist er durch seine Mutter geraten, ohne die im Verein gar nichts läuft. Für ihn birgt die Reise zum Maler eine Menge Überraschungen, beschert ihm sogar einen Liebhaber und gibt ihm die Möglichkeit, die Ereignisse auf ein wahrhaft fulminantes Finale hinzulenken.

Kristof Magnusson hat einen ­Roman voller Rheinromantik, Wein und Fiesheit verfasst, dazu eine ­wilde Satire auf den Kunstbetrieb. Bestimmt sind alle Figuren im Buch erfunden, und doch kommen einem die meisten sehr bekannt vor. Ein Buch zum Lachen, Weinen und Zur-Flasche-Greifen, nicht nur für Rheinländer die perfekte Lektüre.

Kristof Magnusson: Ein Mann der Kunst. Verlag ­Antje Kunstmann, München 2020, 237 Seiten, 22 Euro