Verschwörung gegen Friedrich Merz

»Laschet hört meine Zahnplomben ab«

Friedrich Merz deckt eine Verschwörung auf.
Die preisgekrönte Reportage Von

Es ist eine kleine, unscheinbare Autobahnraststätte, irgendwo im Sauerland. Wie verabredet warten wir an Tisch sieben, bestellen eine beleidigte Leberwurst mit sauren Äpfeln. Wie aufs Stichwort setzt sich ein Mann in einem langen Trenchcoat an unseren Tisch, mit aufgeklebtem Bart und Clownsnase. Die künstlichen Tränensäcke können die scharfgeschnittenen, geierhaften Züge von Friedrich Merz kaum verhehlen.

»Die CDU-Führung hat mir alles genommen«, sagt Merz und zündet sich einen Zigarillo an einer Hundert-Euro-Note an, »aber mein Charisma, das können sie mir nicht nehmen. Ich bin eine people person«, herrscht er die Kellnerin unvermittelt an, »verstehen Sie mich? Ein gottverfickter Sympathieträger! Schreiben Sie sich’s hinter die Ohren, oder ich bewirke Ihre Entlassung.«

Merz öffnet einen Stahlkoffer, legt einen riesigen Stapel Dokumente vor uns auf den Tisch. »Wenn ich diese Papiere veröffentliche, brennt Deutschland. Sie beweisen glasklar, dass Armin Laschet den CDU-Parteitag verschieben wollte, weil er meine Umfragewerte bei den einfachen Menschen fürchtet«, sagt Merz mit Grabesstimme. »Das soll ein Martini sein?!« brüllt er plötzlich in Richtung SB-Theke. »Wo haben Sie denn Cocktails gelernt? Am Underberg-College?«

Schnell fasst er sich wieder. »Die Wahrheit ist, die gesamte CDU-Führung hat Angst vor mir. Eventuell gründe ich eine eigene Partei, zusammen mit Maaßen, Guttenberg und diesem einen Kind mit Brille. Dann können Laschet, Kramp und Karrenbauer einpacken!« Ob er eventuell durch seine Tätigkeit beim Vermögensverwalter Blackrock den Kontakt zur Basis verloren habe? »Quatsch«, brüllt Merz. »Wenn die Basis was von mir will, kann sie mir jederzeit schreiben. Mein Faxgerät ist immer an, 24 / 7. Nein, ich sage Ihnen etwas: Diese ganze Coronakrise wurde nur ausgelöst, um die Aktion ›Merz verhindern‹ zu rechtfertigen! Merkel hat Xi Jinping um einen Gefallen ge­beten, als sie merkte, Merz wird zu mächtig. Schade, dass die Menschheit nun unter ihrer Eitelkeit leiden muss.«

Einigung mit seinen Konkurrenten? »Keine Spur.« Merz wickelt sich wieder in seinen Trenchcoat: »Ich muss weiter, Laschet hört meine Zahnplomben ab. Ich werde versuchen, die CDU aus dem Untergrund zu übernehmen. Wünschen Sie mir Glück!« Er wird es brauchen.

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.