Zwei Pionierinnen der Schönheitschirurgie

Beste Schwestern

Zwei Veröffentlichungen werfen einen Blick auf die Anfänge der Schönheitschirurgie in den zwanziger Jahren. In einer Graphic Novel feiert Leïla Slimani die französische Ärztin und Feministin Suzanne Noël. Felicitas von Aretin würdigt deren deutsche Kollegin und Clubfreundin Edith Peritz in einer Anthologie.

Das aristokratische Weiblichkeitsideal vereinte Schönheit und Bildung, das demokratische Frauenbild sieht darin eher einen Widerspruch. Insbesondere die Angebote der in den siebziger Jahren aufkommenden Schönheitsindustrie erscheinen nur schwer vereinbar mit dem Streben von Frauen nach Selbstentfaltung durch Bildung und Beruf. Auch wenn Schönheitsoperationen längst ein Massenphänomen sind und weniger verächtlich gemacht werden als noch vor zwei oder drei Jahrzehnten, werden sie nach wie vor deutlich geringer geschätzt als andere Strategien der Selbstoptimierung, beispielsweise ein Kurs in Kickboxen.

Das macht die Beschäftigung mit den Anfängen der Schönheitschirurgie in den zwanziger Jahren umso aufregender. Gleich zwei Veröffentlichungen werfen einen Blick auf die Ursprünge der ästhetischen Chirurgie und das Selbstverständnis zweier ­Pionierinnen auf diesem Gebiet. Leïla Slimani hat die französische Chirurgin und Feministin Suzanne Noël zur Heldin ihrer neuen zweiteiligen Graphic Novel »À mains nues« gemacht, deren erster Band kürzlich in Frankreich erschienen ist. Gemeinsam mit dem Zeichner Clément Oubrerie feiert sie die bahnbrechenden medizinischen Erfolge Noëls.

Auch für eine junge Ärztin im Berlin der zwanziger Jahre war Noël Vorbild und Inspiration: Edith Peritz. Wie die Lebensgeschichte Noëls vereint die Biographie der deutsch-jüdischen Chirurgin geradezu mustergültig den Aufbruch von Frauen in die Berufswelt mit dem Thema Schönheit. Für beide Frauen war die ästhetische Chirurgie berufliche Passion; das Skalpell war für sie nicht nur ein chirurgisches, sondern auch ein ­politisches Instrument, um Frauen zu mehr Unabhängigkeit zu verhelfen. Frauen etwa, die studiert und eine verantwortliche Position innehatten, sollten nicht wegen erschlaffender Haut Nachteile im Berufsleben erfahren müssen.

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