Von Bienen und Schmetterlingen - Boxkolumne: Awetik Abrahamjan hört auf

Abschied zur richtigen Zeit

Arthur Abraham beendet seine Karriere. Er hat sich den Ruhestand verdient.
Boxkolumne Von

Awetik Abrahamjan hört auf! Während eines Interviews mit dem Nachrichtenportal News Armenia verkündete der hierzulande unter dem Namen Arthur Abraham bekannte Boxer in der vorvergangenen Woche eher beiläufig sein Karriereende. Nach 53 Profikämpfen, von denen er nur sechs verlor, will sich der 40jährige zur Ruhe setzen.

Eine Rückkehr in den Ring galt schon länger als unwahrscheinlich. Seine Karriere sei bereits nach dem Punktsieg gegen Patrick Nielsen im Jahr 2018 zu Ende gewesen, sagte Abraham dem Spiegel vergangene Woche, nur ein Kampf gegen Felix Sturm habe ihn noch gereizt. Im Dezember hatte er noch in der Boulevardpresse verkündet, er werde gegen Sturm in den Ring steigen, »wenn es sehr viel Geld« gebe. »Wenn er bereit ist, gegen mich zu boxen, bin ich das auch. Ich bin ein Kämpfer« – derart kokettierte Abraham immer wieder mit der Idee. Einen Kampf der beiden derzeit besten Boxer im Supermittelgewicht wollen viele Fans seit Jahren sehen.

Aber daran ist gegenwärtig nicht zu denken. Felix Sturm wird voraussichtlich Ende April gegen den Karlsruher Vincent Feigenbutz antreten. In der Pandemie eine Großveranstaltung zu finanzieren, wie es ein Kampf zwischen Abraham und Sturm wäre, ist zumindest keinem Boxstall aus Deutschland möglich. Im Gegenteil: In der vergangenen Woche entließ der Hamburger Boxpromoter Erol Ceylan die Mehrheit der bei ihm unter Vertrag stehenden Sportler. Diese müssen sich einen neuen Manager suchen.

Abraham hat also einen guten Zeitpunkt gewählt, um mit dem Boxen aufzuhören. Die Branche hat in Deutschland nicht nur mit den Folgen der Covid-19-Pandemie schwer zu kämpfen. Die Übertragungsrechte für Boxkämpfe sind schon lange nicht mehr heiß begehrt. Abraham wird keinen Hunger leiden müssen, im Gegensatz zu manch anderem Faustkämpfer hat er sein Geld offenbar gut angelegt. »Mir geht es so gut, ich muss nicht mehr boxen«, sagte er dem Spiegel. Er soll in Immobilien, Autohäuser und eine Fluglinie investiert haben.

Seinen geschundenen Körper muss er also nicht mehr zu Markte tragen. Das ist auch gut so. Die Boxwelt wird sich immer an den Kampf gegen Edison Miranda erinnern, bei dem sich Abraham in der vierten Runde den Kiefer brach und trotzdem weiterboxte, oder an die vier nervenaufreibenden Kämpfe gegen Robert Stieglitz.
Mit den Spitznamen »Vader Abraham« und »Schlumpfboxer«, die ihm einst sein Promoter Sauerland verpasste, würde ihn heutzutage niemand mehr ansprechen. Seine sportliche Leistung hat alle Kritiker eines Besseren belehrt. Abraham hat sich in der Geschichte des Boxsports verewigt. Er kann den Ruhestand mit seiner Frau und seinen Kinder genießen.