Deutsche Medien in der Post-­­­Trump-Krise

»Biden muss jetzt trumpen!«

Schwere Twitter-Krise erfasst deutsche Medien.
Die preisgekrönte Reportage Von

Eine gespenstische Stille herrscht auf den Fluren deutscher Nachrichtenmagazine. Spinnweben ziehen sich über die W-Lan-Router, Tastaturen rosten, ergonomische Sitzbälle liegen platt und leer in der Ecken. Vorbei die Zeit leicht gefüllter Polit- und Auslandsseiten. »Seit Donald Trumps Permaban ist nichts mehr wie vorher«, sagt eine langgediente Ressortleiterin, die anonym bleiben will. »Früher konnten wir jeden Tweet Trumps mindestens sechsmal verwerten. Einmal als ›Eilmeldung‹, dann als Nachricht, dann mit einem Kommentar, dann in einer Zeitleiste und schließlich indirekt in einem Überblickstext ›So reagiert das Netz‹.«

Die Überkapazitäten in der Trump-Berichterstattung wurden in den vergangenen Wochen radikal zurückgebaut: Die »Trump aktuell«-Seiten in der Frankfurter Rundschau wurden gestrichen, die Illustrierte Zeit Trump eingestellt. Von der Pleite bedroht ist auch don., das »junge Trump-Magazin vom Stern«. Branchenweit fallen über 65 Stellen in den Redaktionen weg. Die verbliebenen US-Korrespondentinnen und -Korrespondenten versuchen derweil, ohne ihr getreues Recherchetool »Twitter« Informationen über Trump zu erhalten.

»Wir haben ja in den vergangenen vier Jahren alles verlernt«, gesteht Hein Freund (51), Politredakteur der Taz. »Wir haben jetzt schnell den alten Nachrichtenticker wieder angeschlossen, das Fax aufgestellt und die Rohrpost aktiviert. Wenn irgendwer was weiß über Trump, alles anbieten!« Gerüchte, wonach Trump ein neues Anwälteteam beauftragt hat, während sich seine Frau von ihm trennen möchte, sind derzeit schwer zu überprüfen. »Wenn Trump nicht selbst zu diesen Themen twittert, könnten das theoretisch komplette fake news sein«, so Freund. »Da müssen wir aufwendig gegenrecherchieren. Und dazu sind wir ehrlich gesagt auch nicht ausgebildet!«

Nun liegen die Hoffnungen deutscher Redaktionen auf dem neuen Präsidenten: »Biden muss jetzt trumpen! Er muss genauso übertrieben, durchgedreht und hasserfüllt tweeten wie Trump. Er muss es tun, sonst bricht die deutsche Nachrichtenwirtschaft zusammen! Allein mit den Tweets von Dorothee Bär kriege ich meine Familie nicht über den ­Winter.«

 

Aus der Urteilsbegründung: Leo Fischers preisgekrönte ­Reportagen sind in hohem Maße fiktiv. Ähnlichkeiten mit realen Personen und Geschehnissen sind unbeabsichtigt.