Im Gespräch mit dem Journalisten ­Ignacio Cembrero über den Westsahara-Konflikt

»Es ist in erster Linie ein Propagandakrieg«

Wer trägt die Verantwortung für den Bruch des Waffenstillstandes zwischen Marokko und der Frente Polisario? Die Westsahara ist nicht wichtig genug, als dass sich die großen Mächte der Welt ernsthaft dafür interessieren würden, die 1991 getroffenen Bedingungen des Waffenstillstands auch durchzusetzen. Für die EU und Spanien ist Marokko als Handelspartner und für die Migrationsabwehr zu wichtig.
Interview Von

Wer trägt die Verantwortung für die jüngste Eskalation zwischen Marokko und der Frente Polisario in der Westsahara?

Darüber lässt sich diskutieren. Meiner Meinung nach hat Marokko den seit 1991 geltenden Waffenstillstand zuerst gebrochen, nämlich am 13. November vorigen Jahres, als es die Armee am Grenzposten von Guerguerat gegen saharauische Demonstranten eingesetzt hat. Diese hatten seit Wochen eine wichtige Schnellstraße blockiert. Da es sich um eine entmilitarisierte Zone handelt, hat Marokko klar gegen die Auf­lagen des Waffenstillstands verstoßen. Erst danach hat die Polisario ihrerseits den Waffenstillstand aufgekündigt. Die ersten, die wieder auf Menschen geschossen haben, waren dann die Kämpfer der saharauischen Unabhängigkeitsbewegung Frente Polisario.

Wie ist die Situation derzeit?

Wenn es stimmen sollte, was die Frente Polisario selbst am 8. Februar bekanntgab, nämlich dass sie drei marokkanische Soldaten auf der marokkanischen Seite hinter den Grenzbefestigungen getötet hat, dann wäre dies eine Zäsur in der Entwicklung des Konflikts. Ein vierter Soldat soll mittlerweile seinen Verletzungen aus diesem Zusammenstoß erlegen sein. Wenn die Polisario solche Aktionen im von Marokko kontrollierten Gebiet unternimmt, dann nur mit der Duldung Algeriens.

Wird der Konflikt weiter an Intensität zunehmen?

»Spanien will keine Spannungen mit seinem südlichen Nachbarn, auch wenn es diese sicherlich geben wird.«

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