Der Ökonom Lars Feld ist kein »Wirtschaftsweiser« mehr

Bye-bye, Freiburger Schule

Porträt Von

Liberale haben es schwer in der liberalen Demokratie. So sehen das zumindest ihre publizistischen Sturmgeschütze von Welt und NZZ. Sie klagen: »Wichtigster Wirtschaftsberater der Bundesregierung vor dem Aus« (Welt), »Ist er zu liberal für Deutschland?« (NZZ). Seit die Covid-19-Pandemie die Bundesregierung veranlasst hat, von der sogenannten Schuldenbremse zu gehen, die seit 2011 grundgesetzlich festlegt, dass öffentliche Haushalte ohne Kreditaufnahme auszugleichen seien, herrscht Nervosität bei den Hütern der liberalen Wirtschaftsordnung.

Anlass für die jüngsten Befürchtungen der Klassenkämpfer von oben ist das Ende von Lars Felds Amtszeit als Mitglieds des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (die sogenannten »Wirtschaftsweisen«). Feld hätte nach eigener Aussage gern eine dritte Amtszeit im Dienst der Bundesregierung verbracht, doch die SPD sperrte sich dagegen, somit schied er Ende Februar aus. Insbesondere der Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz verweigerte seine Zustimmung. Der Posten ist nun unbesetzt, die Regierungskoalition will sich jedoch noch vor der Bundestagswahl auf einen Nachfolger einigen. Die SPD wünschte sich Jens Südekum (Universität Düsseldorf) oder Marcel Fratzscher (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), wogegen die Union wiederum opponierte.

Feld gilt als Vertreter der sogenannten Freiburger Schule, einer ordoliberalen Strömung der Volkswirtschaftslehre. Im Interview mit der FAZ erzählt er von seiner Jugend in der SPD und dass sein im Studium erworbenes »besseres Verständnis der Wirtschaft« eben »völlig inkompatibel mit den Vorstellungen der Jungsozialisten« gewesen sei. Feld gehörte zu jenen, die sich gegen die Einführung des Mindestlohns stellten, und findet es »wunderschön«, dass die Schuldenbremse im Grundgesetz steht.

Eigentlich fühlt sich Feld der SPD immer noch irgendwie nahe: »Was Gerhard Schröder mit der Agenda 2010 getan hat, rechne ich ihm hoch an. Er hat es nur versäumt, in der Partei aufzuräumen, damit ein Rückbau nach links unmöglich wird.« Aufgeräumt hat die SPD nun also Feld. Dass es still um den vormaligen »Weisen« wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Dafür gibt es ja Welt, NZZ und Co.