Häusliche Gewalt im Lockdown – eine erste Bilanz nach einem Jahr

Knochenbrüche im Dunkelfeld

Offizielle Zahlen lassen auf sich warten, doch nach einem Jahr der Lockdowns und Lockerungen lässt sich feststellen: Die häusliche Gewalt hat in dieser Zeit zugenommen.

Mitte Dezember, wenige Tage bevor in allen Bundesländern wegen steigender Infektionszahlen die Schulen geschlossen wurden, schrieb eine Lehrerin auf Twitter, sie werde mit ihren Schülern und Schülerinnen einen Notfallcode vereinbaren. Statistisch gesehen sei es sehr wahrscheinlich, dass es in ihrer Klasse Kinder gebe, die von Gewalt betroffen seien. Wenn es zu Hause »nicht mehr geht«, sollten diese sie nach der »Lösung für Aufgabe 13« fragen. »Wir Lehrer sind oft der einzige Kontakt, den die Schüler nach außen haben. Und bei einer Nummer gegen Kummer kann man schlecht anrufen, wenn der Täter oder die Täterin daneben sitzt«, schrieb die Lehrerin, die sich auf Twitter Frau Fäbser nennt.

Bereits zu Beginn der Covid-19-Pandemie hatten viele Hilfsorganisationen die Befürchtung geäußert, die häusliche Gewalt könne durch die Kontaktbeschränkungen zunehmen. Juliane Wlodarczak, die Pressespre­cherin des Deutschen Kinderschutzbunds, sagte der Jungle World, das Dunkelfeld der Gewalt sei »aller Wahrscheinlichkeit nach wahnsinnig groß«, da üblicherweise vor allem Lehrer und Lehrerinnen, Erzieher und Vereins­trainerinnen auf Gefährdungen des Kindeswohls aufmerksam würden. Das sei wegen der Beschränkungen in der Pandemie häufig nicht mehr möglich.

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