Das Medium: Impftermine nach der Revolution

Picknick mit Pieks

Da ist er also, endlich, der Impftermin. Nicht jetzt natürlich, und auch nicht diese Woche, aber immerhin noch im Mai und was für ein Glück.

Natürlich muss das nach der Revolution aber schon anders ablaufen, das steht mal fest. Statt es den Leuten selber zu überlassen, mit nur wenig kooperativen Terminvergabe-Websites oder dauerbesetzten Hotlines zu kämpfen, wird das Geimpftwerden im Fall einer nachrevolutionären Pandemie superkomfortabel und angenehm. Die hochbezahlten Kräfte im Gesundsheitswesen werden dann nämlich in ihnen zur Verfügung gestellten Auto herumfahren und alle, die es so wünschen, zu Hause anpieksen. Natürlich darf man sich den Termin selbst aussuchen und muss keinesfalls irgendwelche abwegigen Zeiten, etwa zehn Uhr morgens, akzeptieren.

Impfen am Nachmittag wird Standard. Bei einer Tasse Kaffee und etwas Erdbeerkuchen können dann alle gemeinsam gemütlich abwarten, ob anschließend irgendwas passiert und sich nach rund einer halben Stunde so oder so herzlich voneinander verabschieden. Wer dagegen lieber in einem trostlosen Impfzentrum geimpft werden möchte, kann das aber auch haben, kein Problem. Natürlich bekommen alle Geimpften als kleines Geschenk ein Fan-T-Shirt ihres jeweiligen Impfstoffs, in Schwarz, Türkis, Rot oder Blau, mit Glitter, Pailletten oder Fransen. Oder vielleicht eine Picknickdecke, kann man ja auch immer gut brauchen. Ruckzuck wäre die Pandemie dann vorbei und alle hätten erst mal zwei Wochen Urlaub, um auszuschlafen, na­türlich, oder in Parks und Gärten herumzusitzen, was dann doch eher für die Picknickdecke als Impfdevotionalie sprechen würde als für schnöde T-Shirts. Vielleicht wäre aber auch gerade Winter und man müsste das ganze Geschenkkonzept noch mal überdenken.

Bis zum großen Umsturz wird es wohl noch eine längere Weile dauern, weil, wie der 1. Mai in gezeigt hat, man nun wirklich nicht mit jedem revolutionieren möchte.