Tijan Sila, Autor des Romans »Krach«, über die Baseballschlägerjahre

»Nicht in Resilienzkitsch abdriften«

Tijan Sila, Autor des Romans »Krach«, im Gespräch über die Baseballschlägerjahre
Interview Von

Ihr Protagonist Gansi, der ei­gentlich Sabahudin Hadžijalija­gić heißt, bemerkt an einer ­Stelle des Romans: »Dabei wusste ich wohl, woher ich kam und was es bedeutete, nur war es eben nicht alles.« Womöglich sagt der Satz auch etwas über den Autor aus?
Ich wollte den Satz irgendwie unterbringen, ohne dass ich eine Kolumne schreibe. Der Protagonist sollte fühlbar werden, als junger Mensch, als Ganzes. Dieses »Ich weiß, woher ich komme, aber es ist nicht alles« ist ­gewissermaßen leitmotivisch. Wenn man es ganz plump ausdrücken will, ist die multikulturelle Gesellschaft ein Anliegen meines Romans. Diese Gesellschaft versuche ich anhand einer Miniatur, also des Freundeskreises, der Band, zu zeigen, ohne dass daraus ein Diskursroman wird, wo sie die ganze Zeit über fiktive Herkünfte debattieren oder sich gegenseitig erklären, wer privilegierter als der andere ist.
Ich wollte die Idee der multikulturellen Gesellschaft als eine lustvolle Sache zeigen, wo es primär um die Anziehung und die Lust aneinander geht. Dabei entstehen natürlich Reibungen, nicht nur wegen der Fragen der Herkunft, sondern auch weil zum Beispiel Leute aus den verschiedensten sozialen Schichten zusammenkommen. Das gehört alles dazu.

»Das ganze Ausmaß der Baseballschlägerjahre haben wir kennengelernt, als wir die ersten Konzerte in Sachsen gespielt haben. Da wurden wir tatsächlich mal von einem Auto voller Nazis auf der Autobahn verfolgt, die dort auf Raststätten Punkbands auf­gelauert haben.«

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