Chronik rassistischer und antisemitischer Vorfälle

Deutsches Haus #26/2021

Am Abend des 27. Juni schlugen zwei Männer im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg einen Mann und beleidigten ihn auf rassistische Weise. Einer Polizeimeldung zufolge saß der 29jährige auf einer Wiese und hörte Musik, als die zwei ihm nicht bekannten Männer ohne einen für ihn ersichtlichen Grund an ihn herantraten, ihn beleidigten und ihm im weiteren Verlauf mit der Faust ins Gesicht und mit einem Holzstock gegen einen Arm schlugen. Alarmierte Polizeibeamte nahmen die ­Täter im Alter von 50 und 51 Jahren fest und bis zum nächsten Morgen in Gewahrsam. Der 29jährige wurde wegen seiner Gesichtsverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Der Staatsschutz ermittelt wegen schwerer Körperverletzung und Beleidigung. Am selben Abend verletzte eine unbekannte Radfahrerin im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg eine Dreijährige, vermutlich aus einem rassistischen Motiv heraus. Zudem beleidigte sie die 15jährige Schwester des Kinds auf rassistische Weise und fügte ihr ebenfalls Verletzungen zu. Einer Polizeimeldung zufolge fuhr die Radfahrerin auf die Dreijährige zu, als diese mit ihrer Schwester auf einem Gehweg spielte, und kollidierte mit ihr. Das Kind stürzte in Folge der Kollision und zog sich eine Knieverletzung zu. Als die 15jährige daraufhin die Radfahrerin zur Rede stellte, beleidigte diese sie zunächst rassistisch und versuchte dann, das T-Shirt der Jugendlichen zu zerreißen. Sie fügte der 15jährigen dabei Kratz- und Schürfwunden zu. Als der 41jährige Vater der zwei Mädchen und mehrere andere Zeugen auf das Geschehen aufmerksam wurden, flüchtete die Täterin auf ihrem Rad. Rettungskräfte brachten die Dreijährige in ein Krankenhaus, das sie nach ambulanter Behandlung wieder verlassen konnte. Der Staatsschutz ermittelt gegen die Radfahrerin wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung, Beleidigung und Sachbeschädigung. Einem am 27. Juni ver­öffentlichen Bericht der Welt am Sonntag zufolge ist die Zahl rechts­extremer Verdachtsfälle bei der Polizei höher als bisher bekannt. Eine Umfrage der Zeitung bei allen Justiz- und Innenministerien von Bund und Ländern ergab, dass derzeit gegen mindestens 272 Polizeiangehörige im Zusammenhang mit Rechtsextremismus oder rechten Straftaten ermittelt wird. Im Bereich der Länder gibt es straf- und disziplinarrechtliche Ermittlungen gegen mindestens 236 Angehörige der Polizeibehörden, außerdem wird gegen 36 Beamte der Bundespolizei und des Bundeskriminalamts ermittelt. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 330 000 Polizeibeschäftigte. lk