»Rain’s Break« von Lucy Gooch

Wie im Film

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Die britische Plattenfirma Fire Records hat sich jenseits ihres reichhaltigen Back-Katalogs, bestehend aus einschlägig bekannten Indie-Musikerinnen und -Musikern, immer mehr auf eigensinnige Newcomerinnen konzentriert, deren Songwriting sein Publikum noch finden muss und vermutlich auch finden wird. Nach Brigid Mae Power (psychedelischer Alt-Country), Faten Kanaan (repetitive, dunkle Experimentalklassik) und Marina Allen (angejazzter Folkpop) veröffentlicht nun der Neuzugang Lucy Gooch erstmals auf dem Londoner Label.

Bei »Rain’s Break« handelt es sich um die zweite EP der Musikerin aus Bristol. Ihr Einsatz von sphärischen Klangflächen und verhallter Stimme lässt an das Zusammenwirken des Komponisten Angelo Badalamenti mit der Sängerin Julee Cruise für den Soundtrack der ersten Staffel der Fernsehserie »Twin Peaks« denken, nur dass Gooch noch reduzierter vorgeht, sich ganz auf Synthesizer und Gesang beschränkt und wenig Rücksicht auf konventionelle Songstrukturen nimmt. Die schillernde, bildhafte Schwere von Goochs Ambient-Tracks erinnert zudem ein wenig an die Filmmusiken von John Carpenter, und man stelle sich vor, was wohl dabei herausgekommen wäre, wenn dieser in den achtziger Jahren mit Eliza­beth Fraser, der Sängerin der Dream-Pop-Band Cocteau Twins, gemeinsame Sache gemacht hätte.

Die ehemalige Kunststudentin Gooch stellt ihre Musik selbst in eine cineastische Tradition, geht aber viel weiter zurück: Sie sei bei der Arbeit an »Rain’s Break« stark von den frühen Technicolor-Filmen des britischen Autorenfilmduos Michael Powell und Emeric Pressburger – auch bekannt als The Archers, und zwar für Filme wie »Black Narcissus« (1947) und »The Red Shoes« (1948) – inspiriert worden. Es sind vor allem deren üppige, farbenfrohe Szenerien, deren dramatische Leuchtkraft Gooch mit ihren musikalischen Mitteln bei den fünf Stücken der EP nachempfinden möchte. Vielleicht hat sie sich auch das Manifest der Archers von 1942 zu Herzen genommen, in dem diese verkünden: »Wir lehnen es ab, uns von irgendeinem Einfluss außer unserem eigenen Urteil leiten oder zwingen zu lassen.«

Lucy Gooch: Rain’s Break (Fire Records)