»Hideaway«, das neue Album von Wavves

Unterhaltsames Versteckspiel

Wavves, das Musikprojekt von Nathan Williams, schafft es auch mit seinem neuen Album, den Gutgelaunten die Stimmung zu vermiesen.

Kaum etwas ist nachvollziehbarer, als mit der Gegenwart nichts zu tun haben zu wollen. Aber je unerträg­licher diese wird, desto weniger erlaubt sie einem, sich zurückzuziehen. Soziale Medien versprachen einmal Realitätsflucht, jetzt sind sie Realitätsverstärker voller Anwälte für die gute Sache, der man aber, so scheint es, immer nur individuell zu dienen hat. Die Polarkappen schmelzen, alle paar Monate taucht eine neue tödliche Virusvariante auf, und alles brüllt: Du bist mindestens mitschuld, tue etwas, jetzt! Wem kann man es da verübeln, einfach die Tür hinter sich zuziehen und nie wieder hervorkommen zu wollen?

Nathan Williams gelingt es hervorragend, den teils trivialen Lyrics einen Ausdruck zu verleihen, der den Gegensatz zwischen glückseliger Strandmusik und dem persönlichen Niedergang auf den Punkt bringt.

Nathan Williams war Ende des vorvergangenen Jahrzehnts einer, der recht fröhlich rüberkam, der mit seiner Zwei- und später Vier-Mann-Band Wavves lockerleichte Lo-Fi-Musik übers Surfen und Drogennehmen machte und damit schnell zum Liebling US-amerikanischer Lifestyle-Medien wie Vice und Pitchfork wurde. »King of the Beach«, sein drittes, 2010 erschienenes Album unter dem Namen Wavves, war ein Überraschungserfolg und vielleicht nicht ganz unschuldig am bald darauffolgenden Garage-Rock- beziehungsweise Pop-Punk-Revival der US-amerikanischen Westküste, am prominentesten vertreten wohl durch eine Band wie Fidlar. So lebendig der Nihilismus von »King of the Beach« klang, so düster ließ sich mancher Song deuten, wenn man über Williams’ Alkohol- und Heroinsucht Bescheid wusste, über die er erst Jahre später offen sprach. Auch »King of the Beach« war schon eine Flucht in die hedonistische, kalifornische Surfer-Welt gewesen, die es aber so unbeschwert seit Jahrzehnten nicht mehr gibt.

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