Der Judoka Fethi Nourine wollte in Tokio nicht gegen einen Israeli antreten

Schlechtester Verlierer

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Es gibt gute Verlierer, es gibt schlechte Verlierer – und es gibt Verlierer, die gar nicht erst antreten, wie der algerische Judoka Fethi Nourine. Der 30jährige war nach Tokio gereist, um bei den Olympischen Spielen anzutreten. Doch weil das Los entschied, dass er möglicherweise gegen Tohar Butbul hätte antreten müssen, zog sich Nourine von dem Wettkampf zurück. All das Training, die Vorbereitung auf Olympia – umsonst. Das Problem? Butbul ist Israeli und Nourine war offenbar die Vorstellung, sich mit einem solchen zu kabbeln, so unerträglich, dass er seine Reise nach Tokio kurzerhand zu einer sinnbefreiten machte. Freilich begründete Nourine seinen Rückzug mit seiner Unterstützung für die »palästinensische Sache«, denn bekanntermaßen wurden die großen Konflikte der Weltgeschichte auf Judomatten gelöst. Bereits bei der Weltmeisterschaft 2019 weigerte sich Nourine, gegen Butbul anzutreten; dass dadurch die »palästinensische Sache« gestärkt worden wäre, ist nicht überliefert. Zum Glück.

Die Internationale Judo-Föderation (IJF) teilte mit, Judo basiere auf einem »strengen moralischen Kodex«, der »Respekt und Freundschaft« beinhalte, weshalb man »keinerlei Diskriminierung dulden« werde. Nourines Rücktritt verstoße gegen »die zentralen Werte und Prinzipien unseres Sports«. Er und sein Trainer Amar Benikhlef wurden suspendiert, ein Disziplinarverfahren wurde eingeleitet.

Es kommt häufiger vor, dass Sportler – auffallend oft Judokas – den Antritt zu einem Wettkampf verweigern, weil sie gegen Israelis antreten müssen. Erst im April hat die IJF den Iran für vier Jahre gesperrt, weil der dortige Verband 2019 den Judoka Saeid Mollaei mit Drohungen unter Druck setzte, absichtlich zu verlieren, um nicht im Finale gegen einen Israeli anzutreten. Mollaei ersuchte daraufhin um Asyl in Deutschland und tritt inzwischen für die Mongolei an.

Möglicherweise hatte Nourine auch einfach keine Lust, von Butbul besiegt zu werden, der in der Weltrangliste weit über ihm steht. Von einem Juden auf die Matte geworfen worden zu sein, hätte sicherlich zu einem weniger ruhmreichen Heimweg geführt, als die Show des Retters der Entrechteten. So viel zu den schlechtesten der schlechten Verlierer.