Großbritannien deportierte nach dem Zweiten Weltkrieg Chinesen aus Liverpool

Nach China zwangsdeportiert

1945 zwang die britische Regierung chinesische Matrosen in Liverpool zur Ausreise und riss deren Familien auseinander. Ihre Angehörigen verlangen jetzt eine Entschuldigung.

Es ist ein Unrecht, das viele Jahrzehnte zurückliegt und erst jetzt endlich offiziell aufgearbeitet wird: Nach dem Zweiten Weltkrieg deportierte die britische Regierung ohne öffentliche Bekanntmachung mehrere Hundert chinesische Matrosen in ihr Herkunftsland, darunter auch solche, die mit britischen Frauen verheiratet waren. Die britische Regierung versuchte, die Deportationen ohne öffentliches Aufheben zu vollziehen, und bemühte sich auch in den folgenden Jahrzehnten, die genauen Umstände, unter denen viele Chinesen aus dem Land gebracht wurden, vor der Öffentlichkeit und den Angehörigen geheim zu halten.

Für die Familien hatten die Deportationen einschneidende Konsequenzen. Bis heute versuchen viele Nachkommen zu verstehen, unter welchen Umständen ihre Väter damals verschwanden. 75 Jahre nach dem Geschehen soll nun das Home Office, das britische Innenministerium, auf Anfrage des Einwanderungsministers Kevin Foster die Deportationen aufarbeiten.

Die lokalen Behörden in Liverpool wollten Dokumenten zufolge die Wohnungen der Chinesen für Kriegsrückkehrer nutzen. Dabei gab es die chinesische Minderheit in Liverpool bereits seit Jahrzehnten.

Während des Zweiten Weltkriegs arbeiteten Schätzungen zufolge bis zu 20 000 Chinesen in der Schifffahrtsindustrie in Liverpool. Viele von ihnen waren von der großen Schifffahrtsgesellschaft Alfred Holt & Company und deren Tochtergesellschaft Blue Funnel Line angeworben worden, die während des Kriegs Lebensmittel und andere wichtige Güter verschiffte und vor allem Handel mit China trieb. Die deutsche Marine versenkte im Lauf des Kriegs rund 3 500 Handelschiffe, Zehntausende Handelsseeleute kamen auf der Seite der Alliierten ums Leben.

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