Aufstand gegen das Impfen

Eine akkurat gepflegte Wiese im Zen­trum der kleinen Stadt Chur in der Ostschweiz: Einige Hundert Menschen stehen in der Sonne herum, die Stimmung ist gelöst – ein Stadtfest vielleicht. Dann ertönt lautes Glockenläuten. Am Rand der Wiese setzt sich ein kleiner Zug in Bewegung, angeführt wird er von zwei Dutzend ernst schauenden Menschen in weißer Tracht. Über den Schultern trägt jeder eine Art Joch, an dem links und rechts je eine große Kuhglocke hängt. Diese messen fast einen halben Meter in der Höhe – und sind enorm laut. Schweren Schrittes marschieren die Glockenträger in Zweierreihe auf die Wiese. Ihnen folgt ein Zug von Menschen, die große Transparente in die Luft halten. »Stoppt das Menschenexperiment – Giftspritze weg von unseren Kindern« steht auf einem.

Der kleine Zug repräsentiert verschiedene Gruppen, die diese Demonstration gegen die Coronamaßnahmen der Regierung mitorganisieren. Ihre Mitglieder tragen gleichfarbige T-Shirts und große Plakate in den Farben ihrer Organisation. Eine nennt sich »Stiller Protest« und ist vor allem für ihre bizarren, weißen Kostüme bekannt; diesmal sind ihre Mitglieder jedoch relativ normal angezogen. Dahinter folgen die »Freunde der Verfassung«, die im Rot und Weiß der Nationalflagge daherkommen. In Lila geht die Organisation »Mass-Voll«, die als Jugendgruppe unter den Maßnahmengegnern gilt. Ihr Personal ist tatsächlich auffallend jung, augenscheinlich meist nicht einmal Mitte 20. Auch die an der Spitze des Zugs voranschreitenden Glockenläuter haben einen Namen, der auf ihrer einheitlichen Tracht zu lesen ist. Die »Freiheitstrychler« sind im Herbst des vergangenen Jahres zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Seitdem nehmen sie regelmäßig an Demons­trationen gegen Pandemiemaßnahmen teil.

Auf einer großen Flagge mit dem Schweizer Kreuz heißt es: »Gott – Befreie unser Vaterland aus den Fängen der Kapital-Elite!«