Ein Gespräch mit der Historikerin Christina Späti über Antizionismus in der Schweizer Linken

»Vor allem ältere Linke bekennen sich zu BDS«

Interview Von

Gab es in der schweizerischen Linken in den vergangenen Jahren größere Debatten über linken Anti­semitismus und Antizionismus?

Das Thema ist weitgehend tabuisiert, es gab bislang keine größeren Diskussionen darüber. Erst seit ein paar Jahren wird ein wenig mehr darüber gesprochen. Bis weit in die nuller Jahre galt es als Nestbeschmutzung, als Linker Antisemitismus und Antizionismus in der Linken zu kritisieren, weil das bürger­lichen Kräften diene. Wenn darüber gesprochen wurde, dann waren es meist Jüdinnen und Juden sowie Israelis, die sich kritisch zu dem Thema äußerten.

»Die Schweizer Linke blendet den Antisemitismus in den eigenen Reihen noch immer weitgehend aus.«

Wie reagierten Linke auf diese ­Kritik?

Es hieß häufig, nicht die Linke habe ein Problem, sondern die Kritiker hätten eines, wenn sie sich angegriffen fühlten, weil Israel kritisiert wird.

Haben Konservative oder Liberale linken Antizionismus stark kritisiert?

Auch das ist bislang kaum geschehen. Medien, die der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) nahestehen, haben allerdings versucht, das Thema ausführlicher zu behandeln. Sie wollten offenbar zeigen, dass vor allem die Linken in der Schweiz antisemitisch seien und nicht die Rechten. Ich wollte mich an einer solchen Kampagne nicht beteiligen, deshalb habe ich entsprechende Interviewanfragen abgelehnt.

War während der jüngsten Eskalation des israelisch-palästinensischen Konflikts im Mai dieses Jahres auch in der schweizerischen Linken Antizionismus zu beobachten?

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