»Langfristig möchten wir finanziell unabhängig sein«
Wie hat sich Ihre Arbeit über die vergangenen 30 Jahre hinweg verändert?
Die ersten zehn Jahre hat sie eigentlich ausschließlich ehrenamtlich stattgefunden. Mittlerweile hat die Mehrzahl der Mitarbeitenden eine Teilzeitstelle, sonst wären die vielen Anfragen auch nicht zu bewältigen. Ebenfalls geändert hat sich, dass früher vor allem Aktivistinnen und Aktivisten hierher kamen. Seit einigen Jahren kommen nun auch immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für ihre Abschluss-, Doktor- und Forschungsarbeiten zu uns. Das liegt daran, dass die Universitätsbibliotheken sehr wenig Material zur extremen Rechten haben. Im Ergebnis kommen Leute aus dem gesamten Bundesgebiet, um bei uns zu recherchieren.
Was für Medien sammeln Sie?
Als Archiv sammeln wir klassischerweise, was die extreme Rechte so an Print rausbringt, das sind Zeitschriften und Bücher. Es gibt da echt ein breites Verlagsangebot, viele Zeitungen, die gerade erscheinen. Ansonsten alles, was die so machen. Das sind kleinformatige Sachen wie Aufkleber, aber auch Tonaufnahmen von Reden. Selbstverständlich versuchen wir auch, uns des ganzen Online-Bereichs anzunehmen, wobei es da mit der Archivierung schwierig wird. Derzeit haben alle Archive Probleme, auf diese Entwicklung zu reagieren. Wir selbst sammeln seit unserer Gründung und haben in den nuller Jahren einen großen Bestand der Freien Universität Berlin aus dem Otto-Stammer-Zentrum über die extreme Rechte in der Bundesrepublik übernommen. Deshalb haben wir, was Westdeutschland anbelangt, bis in die frühen fünfziger Jahre Material. Diese Bestände werden derzeit sehr viel eingesehen.
Welche Entwicklungen innerhalb der extremen Rechten konnten Sie beobachten?
Ich bin immer wieder über die Vielzahl und auch die Professionalität der Veröffentlichungen erstaunt. Das sind nicht mehr wie in den neunziger Jahren überwiegend Fanzines, sondern zum Teil Hochglanzmagazine, und man kann vor allem über das Internet einfach viele unterschiedliche Dinge bestellen. Eine Sache, die Leute überhaupt nicht glauben können, wenn sie sie zum ersten Mal sehen, ist die Zeitschrift N.S. Heute aus dem Umfeld der militanten Neonaziszene Dortmund, die sich bereits im Titel explizit auf den Nationalsozialismus bezieht. Es ist schon erstaunlich, dass so eine Zeitschrift seit mehreren Jahren erscheinen darf.
Wie finanziert sich das Apabiz?
Zum einen über Spenden. Die reichen zurzeit ungefähr dafür, dass wir die Fixkosten abseits von Personalkosten zahlen können. Sonst erhalten wir verschiedene Projektförderungen, eine maßgebliche über den Berliner Senat. Daran hängt ein Großteil unserer Stellen. Momentan machen wir außerdem zum Beispiel ein Digitalisierungsprojekt, wofür wir Geld vom Deutschen Bibliotheksverband erhalten. Langfristig möchten wir finanziell jedoch möglichst unabhängig sein. Wir beobachten in Berlin, dass es von Seiten der AfD immer mehr Druck auf Projekte wie unseres gibt. Deshalb wollten wir nicht warten, bis es akut wird, sondern aktiv werden, um langfristig nicht mehr auf die Landesgelder angewiesen zu sein. Wir haben die Spendenaktion #AufDauer gestartet, für die man über unsere Website spenden kann.