Die andere Tageszeitung

Von wegen »Taz«

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Die Geschichte der Jungle World ist so schnell erzählt, dass sie sich eigentlich jeder und jede merken können dürfte: Wir arbeiteten vor der Gründung dieser sympathischen kleinen Wochenzeitung bei einer Tageszeitung, die wir nach einem mehrwöchigen Streik schließlich geschlossen verließen, um die Jungle World zu gründen. So weit, so einfach. In der vorigen Kolumne ging es nun nicht nur um einen wirklich enormen und vor allem lange zurückliegenden Wasserschaden, der so imposant war, dass ihm besagte Tageszeitung prompt eine ausgesprochen lange Reportage widmete. Auch so weit eigentlich einfach. Eigentlich. Und doch wurde aus dem Wort »Tageszeitung« in eben jener Kolumne von wem auch immer Taz gemacht, so dass dort stand, wir hätten damals alle bei der Taz gearbeitet, was in der Kolumne einer Jungle World-Mitgründerin eine erstaunliche Aussage ist. Haben wir nämlich nicht.

Womit wir zum Leben an sich kommen, das derzeit aus allerlei Widrigkeiten besteht, aber zum Glück sind die Zeiten nicht so, dass man angesichts des Gesamtelends auch nur in Versuchung kommen würde, fremde Menschen mit dem eigenen Ungemach zu belasten.
Womit wir wieder zu Corona kommen, das nun schon so lange existiert, dass man nachgucken kann, was vor ziemlich genau einem Jahr das vorherrschende Thema war: Impfprivilegien. Doch, darüber wurde wirklich ausdauernd gestritten. Vermutlich, weil nur wenige Leute sich vorstellen konnten, dass eine nennenswerte Menge Menschen sich partout nicht impfen lassen würde. Damals darauf hinzuweisen, dass es eine solide Impfgegnerquote gibt, endete immer mit ungläubigem Staunen oder bösen Kommentaren, weil, klar, alle Menschen sind gut und folgen rationalen Argumenten und natürlich gibt es Einhörner und außer der Taz gibt es keine Tageszeitung. Oder so. Und Impfprivilegien sind abgrundtief verwerflich, besser es mit Wissenschaft und Logik versuchen, aber doch nicht mit Privilegien, Gotteswillen, wo komm‘ wa denn sonst hin. Tja. Tja ja.